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Wirtschaft: Kick für den Kreislauf

Dosengetränke, Duftöle und Kaugummis sollen die Frühjahrsmüdigkeit vertreiben – die neuen Wachmacher im Test

Von Julia Gebert

Wenn die Sonne schon morgens so hell durchs Fenster scheint, dass sie die letzten Stunden Schlaf raubt, wird man spätestens am Nachmittag furchtbar müde. Der neue Tagesrhythmus, die längeren Lichtphasen und die lang ersehnte Frühlingssonne selbst lösen statt der erhofften Vitalität bei vielen erst mal nur Gähnen und Trägheit aus – die Frühjahrsmüdigkeit. Der Körper muss sich auf die neue Jahreszeit erst einstellen.

Doch der charakteristischen Trägheit kann man auch aktiv begegnen: Wer die Impulse der neuen Jahreszeit nutzen will, kann der inneren Uhr des Körpers – trotz der Zeitumstellung – auf die Sprünge helfen. Wenn die Tasse Kaffee oder der Espresso nicht mehr ausreichen, empfehlen die Designer und Produkterfinder der Lebensmittelindustrie beispielsweise das klassische Glas Wasser, Espresso inklusive.

Belebendes Mineralwasser ist das neue, hippe Sportlergetränk. Das koffeinierte Waterjoe der Firma Gondwana Trade kostet 99 Cent, das Active-02-Wasser der Adelholzer Alpenquellen 1,09 Euro. Das Wasser ist mit Sauerstoff versetzt, der angeblich besonders schnell vom Blut aufgenommen wird und den Körper so fit halten soll. Die Zielgruppe für diese Mineralwasser sind junge Menschen, die sich entweder im Job, sportlich oder auf der Piste besonders verausgaben und beim Durstlöschen gleich neue Energie tanken wollen.

Mit Red Bull fing alles an

Die Energy-Wasser sind eine Folgeentwicklung der Energy-Drinks. Die sind, seit 1987 die erste Dose Red Bull produziert wurde, vor allem bei jungen Verbrauchern beliebt. Ein Energy-Drink enthält neben Koffein noch Zucker und Vitamine. Die Mischung soll’s machen: Energie im Doppelpack durch die Kombination von Zucker und Koffein. Der Nachteil: „Gesüßte Limonaden können dem Körper nicht schnell genug Wasser liefern“, sagt Heiko Schneider vom Ernährungsinstitut in Potsdam-Rehbrücke.

Für den Job oder bei nächtlichen Diskobesuchen mag das Getränk geeignet sein, beim Sport rät Schneider eher zu zuckerfreien Durstlöschern. Beim Joggen ebenfalls ungeignet, im Büro oder bei konzentriertem Lesen sehr hilfreich, ist Aktiv-Kaugummi. Über den nachweisbaren Nutzen streiten sich die Wissenschaftler zwar, das tut jedoch dem Vertrauen in die konzentrationsfördernde Wirkung keinen Abbruch: In den USA gehören ein paar Päckchen Kaugummi bei Feuerwehr und Polizei zur Grundausstattung, die kauenden Einsatzkräfte sollen dadurch wachsamer und weniger nervös sein. Die den Kiefer trainierenden Kaugummis mit Koffein, zum Beispiel von der Firma K-fee AG, sollen schmecken und aufwecken. Die Weckdrops gibt es neuerdings auch wieder in Kugelform und in der Dose, sie kosten knapp einen Euro.

Der belebende Inhaltsstoff der meisten Fitness-Produkte geht immer auf die gleiche Substanz zurück: Koffein. Auch, wenn sich die Marketing- und Werbebranche noch viele andere wohlklingende Namen dafür hat einfallen lassen. „Ob man das jetzt Guarana, TMX, Matein oder Thein nennt, das läuft alles auf den gleichen Grundbestandteil hinaus“, sagt Lebensmittelchemiker Professor Engelhardt von der TU Braunschweig. „Koffein macht auf jeden Fall etwas länger arbeitsfähig und wacher.“ Das Problem: „Obwohl der Kreislauf zunächst angekurbelt wird, fällt die Leistungskurve nach Abbau des Koffeins umso stärker ab – die Nachwirkung der künstlichen Leistungssteigerung ist noch stärkere Müdigkeit“, sagt Koffein-Forscher Schneider. Ausreichend Wasser trinken und den inneren Schweinehund überwinden, Sport treiben und spazieren gehen, das weckt die Lebensgeister nachhaltiger, meinen die Experten. Durch die längeren Tage mache schließlich Bewegung im Freien wieder Spaß.

Sollte es aber doch einmal regnen, kann man einen anderen Trick aus dem Erste-Hilfe-Kästchen der Biochemie anwenden: Aromen und Duftstoffe. Das Chinaöl ist wohl der bekannteste Duft und nur eines von vielen Beispielen für die olfaktorische Kunst der Asiaten. „Vor allem Zitrus-, Rosmarin- und Pfefferminzöle wirken auf Körper und Geist belebend und fördern die Konzentration“, sagt Monika Blessing vom Bodyshop. Derzeit bieten die Filialen des englischen Kosmetikherstellers eine Aroma-Therapie-Serie an. Dazu gehören unter anderem Duschgel, Massagegel und ein Aromastift. Im 18. Jahrhundert brachten die Damen der Bourgeoisie ihren Kreislauf mit Lavendelwasser oder Cologne in Schwung. Heute gibt es aber den praktischen Aromastift, den man dezent auf Stirn, Schläfen und Handgelenke aufträgt – spätere Ohnmacht ausgeschlossen. Der Duft-Stift kostet bei Bodyshop 10,50 Euro, es geht aber auch schicker und teurer.

In praktische Einzelbriefchen sind die Iris-Erfrischungstücher des Naturpflegeherstellers Weleda verpackt – sie reinigen und erfrischen Gesicht und Hände, ohne einen klebenden Film zu hinterlassen. Aufwändiger, aber noch effektiver sei das Vollbad in Rosmarin-Bademilch, verspricht Weleda. Wer den perfekten Frische-Kick glamouröser will, kauft für knapp 30 Euro das Badesalz aus der Envy-Serie von Gucci – es soll den Körper innerhalb von Sekunden energetisieren. Allerdings muss man auch dafür erst einmal in die Wellness-Wanne steigen.

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