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Wirtschaft: „Kinder lassen sich nicht veräppeln“ Bernward Thole hat

mehr als 30000 Spiele gesammelt

Wie sieht ein gutes Spiel aus?

Es muss Spaß machen und die grauen Zellen fordern. Wenn ich es spiele, möchte ich nach der ersten Partie gleich weitermachen und neue Strategien entdecken. Viele originelle Spielideen fesseln aber nicht, weil sie schlecht umgesetzt sind. Eine gute Spielregel zieht ins Spiel hinein, auf Fragen, die während des Spiels auftauchen, finde ich schnell eine Antwort. Wichtig ist auch das Layout: Das Coverbild sollte dem SpielSzenario entsprechen. Figuren und Spielfeld sollten übersichtlich und leicht zu handhaben sein.

Wann wird ein Spiel langweilig?

Die Spiele-Verlage gehen von einer Laufzeit von drei Jahren aus, mit sinkender Tendenz. Manche Spiele erfreuen sich aber über einen längeren Zeitraum großer Beliebtheit, beispielsweise „Scotland Yard“, das Spiel des Jahres 1983. Aber auch Klassiker halten nicht ewig. Backgammon kam mit den Kreuzzügen nach Europa, es war das Lieblingsspiel Martin Luthers. Dann geriet es in Vergessenheit, die Leute fragten sich, was es mit den Zacken auf einigen alten Spielbrettern auf sich hatte. Erst die Touristen, die ans Mittelmeer reisten, entdeckten es wieder.

Sind Spiele ein Spiegel der Gesellschaft?

Jedes Spiel ist ein Spiegel seiner Zeit, sowohl was Szenario und Ideologie, als auch was das Dekor angeht. Während des Zweiten Weltkrieges hieß ein Würfelspiel „Wir fahren nach Engeland“. Während des Kalten Krieges wurde auf dem Spielfeld von „Fulda Gap“ mit atomaren Waffen gepokert. In den 70er Jahren, als das ökologische Bewusstsein erwachte, legte Ravensburger das Angler-Spiel „Fische fangen“ auf, bei dem die Fische bauchoben schwammen, wenn sie dem Abflussrohr einer Fabrik zu nahe kamen.

Warum spielen wir überhaupt?

Der Mensch spielt, weil er ein soziales Wesen ist. Wenn wir uns um das Spielbrett scharen, am Fußboden oder am Tisch, dann erleben wir uns als Gemeinschaft. Außerdem können wir ohne Sanktionen innerhalb des Regelwerkes Neues ausprobieren.

Stichwort Pisa: Lernt man durch Spielen?

Selbstverständlich. Das 6000 Jahre alte Mancala-Spiel, bei dem man Bohnen in verschiedene Kuhlen verteilt, ist nichts anderes als angewandte Mengenlehre. Ich wehre mich allerdings gegen überfrachtete Lernspiele. Kinder lassen sich nicht veräppeln: Wenn es langweilig wird, steigen sie aus.

Das Interview führte Jan Friedmann .

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