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Wirtschaft: "Kino 2000": Die Filmtheater auf dem Weg zum "Kino digital"

Der Kinobranche geht es gut. So lautet jedenfalls die Einschätzung von Steffen Kuchenreuther, Präsident des Hauptverbands Deutscher Filmtheater.

Der Kinobranche geht es gut. So lautet jedenfalls die Einschätzung von Steffen Kuchenreuther, Präsident des Hauptverbands Deutscher Filmtheater. Ein Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent im ersten Halbjahr des laufenden Jahres sei ein hervorragendes Ergebnis. "Eine Branche, die solche Zahlen aufweist, muss man suchen", sagte Kuchenreuther. Allerdings vollziehe sich unter dieser glänzenden Oberfläche ein Sturkturwandel in "unvorstellbarem Tempo". Besucherzuwächse verzeichneten vornehmlich die neu- oder wiedereröffneten Kinos, bei herkömmlichen Filmtheatern stagnierten dagegen die Besucherzahlen oder gingen sogar zurück. In der ehemals mittelständisch geprägten Branche bestimmten jetzt immer mehr Aktiengesellschaften das Bild, weitere Zusammenschlüsse seien zu erwarten.

Seit 30 Jahren trifft sich die Filmtheaterbranche einmal jährlich zu einem Kongress - bisher in Baden-Baden. In diesem Jahr findet die Kino 2000 vom 25. bis 27. Juli zum ersten Mal in Berlin im Estrel Convention Center statt. Auf 5000 Quadratmetern präsentieren mehr als 100 Aussteller neue Projektionstechniken und Dienstleistungen rund ums Kino.

Anlässlich des Branchentreffens veröffentlichte die Filmförderungsanstalt (FFA) die Kino-Halbjahresbilanz 2000. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres stieg die Zahl der Kinobesuche um zwölf Prozent, der Umsatz um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt gingen 74,7 Millionen Besucher zwischen Januar und Juli 2000 ins Kino. Die Filmtheater konnten in dieser Zeit acht Millionen Tickets mehr verkaufen als vor einem Jahr und immerhin 1,1 Millionen Eintrittskarten mehr als 1998. Und dies, obwohl es 2000 keinen Kassenschlager gegeben habe wie 1998 den Film "Titanic", sagte FFA-Vorstand Rolf Bähr. Der Umsatz stieg von 706,2 Millionen Mark im ersten Halbjahr 1999 auf 798,8 Millionen Mark in diesem Jahr, blieb aber hinter den 1998 erzielten Erlösen von 802,2 Millionen Mark zurück. Damals lag der durchschnittliche Eintrittspreis bei 10,90 Mark, heute zahlt der Zuschauer im Schnitt 10,69 Mark. Von 236 neu- und wiedereröffneten Kinosälen in Deutschland wurden fast die Hälfte (114 Säle) in 13 neuen Multiplexen eröffnet. Bis zum 30. Juni 2000 gab es bundesweit 117 dieser großen Kinozentren, die immer mehr Besucher (plus 39 Prozent) anlockten. Multiplexe erwirtschafteten im ersten Halbjahr 2000 42,7 Prozent des gesamten Kinoumsatzes, teilte die FFA mit.

Die Betreiber herkömmlicher Kinos müssen sich aber künftig nicht nur gegen die Konkurrenz der großen Kinozentren durchsetzen. Die gesamte Branche trete immer mehr in Wettbewerb mit anderen Angeboten der Unterhaltungsindustrie, sagte Bertold Heil von der Unternehmensberatung Price Waterhouse Coopers bei der Eröffnung der Kino 2000. Die Entscheidung heiße etwa: Kino oder Internet. Dazu werde die Digitalisierung nicht nur das Kinogeschäft verändern, sondern auch neue Wettbewerber auf den Markt bringen. Telekommunikationskonzerne etwa könnten als Distributoren in das Filmgeschäft einsteigen. Auf elektronischen Marktplätzen könnte künftig das Recht, einen Blockbuster als erstes zeigen zu können, an den Meistbietenden versteigert werden. Weil Kinofilme durch digitale Verteilung künftig überall verfügbar sein werden, seien Kinobetreiber gezwungen, sich durch geschäftsfremde Attraktionen zu differenzieren, sagte Heil. "Kino digital" wird daher eines der zentralen Themen auf der Kino 2000 sein.

vis

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