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Wirtschaft: Kinowelt-Gründer soll Millionen privat kassiert haben

Staatsanwalt wirft dem Filmrechtehändler Kölmel Untreue und Betrug vor – zweites Verfahren gegen Bruder des Angeklagten

München (nad). Gut zwei Jahre nach dem Insolvenzantrag des Filmrechtehändlers Kinowelt hat am Mittwoch der Strafprozess gegen Firmengründer Michael Kölmel begonnen. Nach den HaffaBrüdern von EM.TV und Ex-Comroad-Chef Bodo Schnabel muss sich damit zum dritten Mal ein früherer Börsenstar der New Economy vor dem Münchner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Kölmel 15-fache Untreue, Betrug, zwei Bankrottdelikte und Insolvenzverschleppung vor. Insgesamt soll der 50- Jährige die Aktionäre und Gläubiger um rund 23 Millionen Euro geprellt haben.

Kölmel sagte vor Prozessbeginn, er wolle alles dafür tun, das Verfahren zu beschleunigen. Er versicherte, er könne die Beschuldigungen der Staatsanwaltschaft entschärfen. Auch sein Anwalt Kurt Bröckers zeigte sich bislang „zuversichtlich, dass wir die Vorwürfe der Untreue entkräften können.“

Staatsanwalt Markus Kammann wirft Kölmel vor, Millionen von der Kinowelt auf sein Privatkonto oder das seiner Frau umgeleitet zu haben. Zudem habe Kölmel das privat von ihm und seinem Bruder Rainer Kölmel geführte Unternehmen Sportwelt Beteiligungs GmbH ohne Wissen des Kinowelt-Aufsichtsrats an die Kinowelt verkaufen wollen und dafür vorab 15 Millionen Euro kassiert. Seitens der Sportwelt habe es aber keinerlei Gegenleistungen gegeben. „Angesichts der erheblichen Risiken der Sportwelt-Konzeption war völlig unsicher, ob die Sportwelt je in der Lage sein würde, auch nur einen Teil der überwiesenen Gelder zurückzuzahlen“, sagte der Staatsanwalt. Mit der 1998 gegründeten Sportwelt sicherten sich die Kölmels die Vermarktungsrechte zweitklassiger Fußballvereine, die in finanzielle Schieflage geraten waren, darunter Dynamo Dresden, Union Berlin und Fortuna Düsseldorf.

Laut Staatsanwaltschaft hat Kölmel außerdem immer wieder Sportwelt-Rechnungen von seiner Hauptfirma Kinowelt begleichen lassen, zeitweise keine Handelsbücher geführt oder diese sogar vernichtet. „Wir haben immer kommuniziert, dass die Sportwelt ein Standbein der Kinowelt werden sollte und kein eigenständiges Unternehmen“, sagte Kölmel zur Rechtfertigung. Der Staatsanwalt warf ihm vor, die Insolvenz beider Firmen vorsätzlich verschleppt zu haben. Erst im Dezember 2001 und im Mai 2002 hatten Banken die Insolvenzverfahren gegen die bereits völlig überschuldeten Firmen Kinowelt und Sportwelt eröffnet. Gegen den Miteigner Rainer Kölmel soll ein gesondertes Verfahren eröffnet werden.

Bei dem Prozess gegen Michael Kölmel geht es auch um den Verkauf von Aktien der Familie Kölmel an die Münchener Rückversicherung, der 23 Millionen Euro einbrachte. Während Kölmel behauptet, er habe die Mittel per Darlehen wieder in seine Firmen investiert, will der Staatsanwalt beweisen, dass Kölmel mehr als drei Millionen Euro gesetzeswidrig zur Seite geschafft hat. Da Kölmel zum Prozessauftakt keinerlei Schuldbewusstsein zeigte, rechnen Beobachter mit einem langwierigen Verfahren. Kölmel räumte allerdings ein, er habe „aus seinen Fehlern und aus der Situation in der Medienbranche“ gelernt. Seine neu gegründete Kinowelt GmbH entwickele sich mit einem Jahresumsatz von 44 Millionen Euro „sehr gut“.

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