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Wirtschaft: Kinowelt: Unternehmen stellt Antrag auf Insolvenz

Mit einem erneuten Kurssturz hat die Aktie der Kinowelt AG am Mittwoch auf den Insolvenzantrag des Unternehmens reagiert. Der Kurs brach um knapp 30 Prozent ein und rutschte auf ein Rekordtief von 0,27 Euro.

Mit einem erneuten Kurssturz hat die Aktie der Kinowelt AG am Mittwoch auf den Insolvenzantrag des Unternehmens reagiert. Der Kurs brach um knapp 30 Prozent ein und rutschte auf ein Rekordtief von 0,27 Euro. Am Morgen hatte Kinowelt mitgeteilt, die Verhandlungen mit den Banken seien erfolglos geblieben, das Unternehmen stelle deshalb selbst einen Antrag zur Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens. Nach einem Vergleich mit den Banken rechne man sich aber eine Überlebenschance aus. Analysten erwarten hingegen, dass die Gesellschaft nun zerschlagen wird.

Innerhalb der gesetzlichen Frist von 21 Tagen seien die Gespräche mit ABN Amro, der Gläubigerbank, die Ende November einen Kredit von 140 Millionen Mark fällig gestellt hatte, zu keinem Ergebnis gekommen, sagte Kinowelt-Sprecher Jörg Lang. Nun setze man darauf, dass Kinowelt entschuldet und das Kerngeschäft - Filmverleih, Home Entertainment und Lizenzhandel - gerettet werden könne. "Wir rechnen damit, dass es über ein vorläufiges Insolvenzverfahren nicht hinausgeht und wir eine Einigung mit den Gläubigerbanken erzielen können", sagte Lang. Kinowelt ist mit gut 800 Millionen Mark bei den Banken verschuldet. Mit dem Insolvenzantrag werden automatisch auch alle anderen Kredite der insgesamt 24 Gläubigerbanken fällig.

Die Krise des einstigen Börsenstars hatte sich zugespitzt, nachdem ABN Amro einen Kredit über 140 Millionen Mark gekündigt hatte. Da Kinowelt nicht zahlungsfähig war, stellte die Bank zum Gläubigerschutz Insolvenzantrag gegen das Unternehmen. Andere Banken hatten der Gesellschaft seit dem Sommer fällige Raten gestundet. Kinowelt war in eine Schieflage geraten, weil es nicht gelungen war, ein für mehr als 600 Millionen Mark von dem Hollywood-Studio Warner gekauftes Filmpaket im deutschen Free-TV zu vermarkten. Durch die Rückgabe der 270 Spielfilme und 600 Serienfolgen war Kinowelt ein außerordentlicher Aufwand von 130 Millionen Mark entstanden.

Während aus dem Kreis der Banken am Mittwoch zu hören war, man sei weiter zu Gesprächen bereit, kritisierte Kinowelt das Verhalten insbesondere von ABN Amro als "Husarenstück". Offenbar bereitet die Bank in Zusammenarbeit mit dem künftigen Insolvenzverwalter eine juristische Auseinandersetzung mit Warner vor, die darauf zielt, den 1999 vereinbarten Kaufpreis für das Filmpaket anzufechten. Dies, so heißt es bei Kinowelt, sei ökonomisch höchst riskant, weil Warner seinerseits zu Schadenersatzklagen greifen könne, weil die Vermarktung des Filmpaketes missglückt sei.

"Dass Kinowelt nun selbst den Insolvenzantrag stellt, ist ein Verzweiflungsschritt nach vorne", sagte Daniela Bergdolt, Geschäftsführerin der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz. Anlegern, die das Papier noch im Depot haben, riet sie zum Halten: "Die, die jetzt noch drin sind, haben nicht mehr viel zu verlieren."

mot

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