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Wirtschaft: Kirch-Pleite: Friede Springer als weißer Ritter?

Beharrlichkeit zahlt sich aus. Friede Springer war beharrlich und hat gewonnen.

Beharrlichkeit zahlt sich aus. Friede Springer war beharrlich und hat gewonnen. Der Axel Springer Verlag, Europas größtes Zeitungshaus, wird als weißer Ritter für die zusammengebrochene Kirch-Gruppe gehandelt. Der Verlag soll das Bollwerk gegen Berlusconi oder Murdoch sein, wird spekuliert. Das hätte sich die Witwe des legendären Verlegers in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. War ihr Verlagshaus doch selbst das Opfer eines feindlichen Übernahmeversuchs durch Kirch.

Rückblende: Ende der achtziger Jahre, die deutsche Medienlandschaft war noch wohlgeordnet, das Privatfernsehen noch außer Konkurrenz, machte sich ein gewisser Leo Kirch aus München auf, in das Reich der Springer-Dynastie einzudringen. Ein Skandal. Der Filmhändler aus München hatte heimlich Aktien des Axel-Springer-Verlags aufgekauft und sich noch Aktienpakete von Freunden ausgeliehen. Kurzum: Eine Affront bis dahin unbekannten Ausmaßes gegen eine deutschen Aktiengesellschaft - und dazu noch gegen diese.

Zum Thema Online Spezial: Kirch & Fußballrechte Schwerpunkt: Die Bundesliga nach der Kirch-Pleite Fotostrecke: Pleitewelle - Insolvenzen in Deutschland Auf der Hauptversammlung tauchte zur Überraschung der Hauptgesellschafterin Friede Springer plötzlich ein neuer Großaktionär namens Kirch auf, forderte Rechenschaft und natürlich Sitz im Aufsichtsrat. Der Rechtehändler Leo Kirch träumte von einem großen Medienhaus, Film und Print in einer Hand, in seiner Hand.

Doch hatte der Bayer nicht mit dem beharrlichen Widerstand der norddeutschen Verlegerfamilie gerechnet. Friede Springer hiel die Aktienmehrheit unter Kontrolle. Kirchs Drängen und Drohen auf mehr Einfluss hatte keinen Erfolg, zumindest nur bescheidenen. Friede Springer gewährte Burgfrieden. Nach langem Feilschen stieg Kirch mit mit 40 Prozent bei Springer ein. Kirch hat im Gegenzug Springer bei seiner TV-Familie Pro Sieben Sat 1 ins Boot geholt.

Ob der Springer-Verlag jetzt in der Lage - und Willens - ist, den Einmarsch ausländischer Unternehmen im deutschen Medienmarkt zu verhindern, ob er das wirtschaftlich überhaupt stemmen könnte, steht auf einem ganz anderen Blatt. Für die Übernahme des Rechtehandels steht Springer wohl kaum zur Verfügung. Und für die Steuerung von Pro Sieben Sat 1? Da müsste der Verlag erst einmal viel Geld in die Hand nehmen. Geld, das Springer nicht hat.

Dieter Fockenbrock

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