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Wirtschaft: Kirch pokert mit seinen Springer-Aktien

Verkauf an WAZ möglich/Kirch-Media wird zerschlagen

München (nad). Im Bemühen, seinen 40-prozentigen Anteil am Axel-Springer-Verlag zu verkaufen, ist Leo Kirch offenbar einen großen Schritt vorangekommen. Wie am Montag aus Branchenkreisen verlautete, habe es am Wochenende weitere Gespräche mit dem Essener WAZ-Medienkonzern und noch einem anderen Interessenten gegeben. Die Wahrscheinlichkeit für einen Verkauf liege jetzt über 50 Prozent.

Am Montag sollten sich Unterhändler zu weiteren Gesprächen treffen. Am vergangenen Freitag hatte die WAZ öffentlich ihr Interesse an dem Springer-Paket bekundet. Durch einen Aufschub vor Gericht hat Kirch außerdem zehn Tage Zeit gewonnen. Er hatte am vergangenen Donnerstag beim Landgericht München eine einstweilige Verfügung beantragt, damit das Springer-Paket nicht – wie ursprünglich vorgesehen – am 30. August der Deutschen Bank zufällt.

Mit dem Aktienpaket hat die Bank einen Kredit über 720 Millionen Euro besichert. Kirch argumentiert, dass die Deutsche Bank gegen einen zuvor geschlossenen Vergleich verstoßen habe. Bei dem Vergleich hatten sich beide Seiten darauf geeinigt, dass Kirch bis kommenden Freitag Zeit hat, selbst einen Käufer zu finden. Sollte das Paket an die Deutsche Bank fallen, will diese es im Herbst an der Börse platzieren. Das Gericht soll nun in einer mündlichen Verhandlung am 10. September entscheiden. Bis dahin sind der Deutschen Bank die Hände gebunden.

Widerstand gegen Kirchs Störmanöver kommt von anderer Seite: Der Axel Springer Verlag lehnt den Verkauf von Kirchs Springer-Anteilen an die WAZ-Gruppe ab. Springer würde Kirchs Anteil lieber an der Börse platziert sehen als bei einem Investor. „Die Verlegerin Friede Springer hat erklärt, dass die WAZ nicht zu uns passt“, sagte eine Springer-Sprecherin am Montag. Springer werde sich zu gegebener Zeit äußern, „welcher Käufer von uns akzeptiert wird und welcher nicht“, sagte sie.

Bislang galt als sicher, dass sich Friede Springer durchsetzen kann. Denn die Springer-Aktien sind so genannte vinkulierte ns-Aktien. Dabei kann der Mehrheits-Eigner die Übernahme neuer Anteile durch Interessenten verweigern. Angeblich haben Kirch und WAZ nun aber einen Weg gefunden, um diese Hürde zu überwinden. Branchenkreisen zufolge plant Kirch, nicht die einzelnen Aktien an die WAZ zu verkaufen, sondern seine gesamte Print-Beteiligungsgesellschaft, die das Springer-Paket hält. „Dies wäre ein Umgehungstatbestand, gegen den wir uns mit allen rechtlichen Mitteln wehren würden“, sagte die Springer-Sprecherin.

Unterdessen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die insolvente Kirch-Media zerschlagen wird. Beim geplanten Verkauf sollen Investoren womöglich nun doch die Möglichkeit eines direkten Einstiegs bei der TV-Gruppe Pro Sieben Sat 1 bekommen. „Das ist ein Modell, das bei uns geprüft wird“, bestätigte ein Kirch-Media-Sprecher in München. Bisher hatten die Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems und Wolfgang van Betteray immer bekräftigt, Kirch-Media solle als Ganzes mitsamt dem Filmrechtehandel, den Sportrechten und der 52-prozentigen Mehrheitsbeteiligung an Pro Sieben Sat 1 Media verkauft werden. Ein Verkauf einzelner Teile könnte das Bieterverfahren beschleunigen, das schleppend verlaufen ist. Bis Mitte September will die Kirch-Media-Geschäftsführung einen Käufer finden.

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