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Vom Techie zum Boss: Satya Nadella tritt die Nachfolge von Microsoft-Chef Steve Ballmer an, der schon im August seinen Rückzug angekündigt hatte.

© Reuters

Kleine Lösung: Microsoft wagt mit Satya Nadella den Neustart

Ein halbes Jahr haben sie bei Microsoft den Nachfolger von Steve Ballmer gesucht. Mit Satya Nadella übernimmt nun ein Insider - der Wunschkandidat war er wohl nicht.

Die große Stunde von Satya Nadella schlug vor etwa einem Monat. Er werde noch mindestens bis Ende des Jahres bei dem US-Autobauer bleiben, sagte damals Ford-Chef Alan Mulally der Nachrichtenagentur AP. „Ich möchte damit die Microsoft-Spekulationen beenden, da ich keine anderen Pläne habe als Ford zu dienen.“ Lange hatte der Ford-Chef als Favorit auf den Chefposten bei Microsoft gegolten. Dem 68-Jährigen hatten Investoren und Analysten es am ehesten zugetraut, den Wandel beim US-Technologiekonzern zu vollziehen. Schließlich hatte er den maroden Industriekoloss Ford in einen effizienten, weltweit erfolgreichen Autohersteller zurückverwandelt.

Ein knappes halbes Jahr hatte ein eigens eingesetztes Gremium unter Mitwirkung von Firmengründer Bill Gates nach einem Nachfolger von Steve Ballmer gesucht. Stephen Elop, lange bei Microsoft und seit zwei Jahren Nokia-Chef, galt als einer der Favoriten für den vakanten Sessel in der Firmenzentrale in Redmond im US-Bundesstaat Washington. Ebenfalls im Rennen waren dem Vernehmen nach Microsoft-Manager Tony Bates und die frühere Nummer drei des Konzerns, Paul Maritz. Doch eine interne oder quasiinterne Lösung wollten Investoren verhindern – mit Nadella bekommen sie nun genau die. Der neue Chef ist 46 Jahre alt – 22 davon hat er in dem Konzern verbracht, der mit Windows bis heute den Markt für PC-Betriebssysteme beherrscht.

Er muss eine Vision entwickeln

Doch genau diese Führungsrolle ist es, die Nadellas Vorgänger Ballmer am Ende den Job gekostet hat. Ballmer, der 14 Jahre an der Spitze stand, verpasste den Trend zu Smartphones, Tablets und anderen mobilen Geräten. Neun von zehn herkömmlichen Computern arbeiten mit Windows. Während ihre Zahl stetig abnimmt, gelingt es Microsoft nicht annähernd im gleichen Maße auf Smartphones und Tablets Fuß zu fassen – auf Smartphones liegt der Marktanteil derzeit bei vier Prozent. Die Konkurrenten Apple (iOS) und Google (Android) sind weit enteilt.

Mit der Person des künftigen Firmenchefs verknüpft sich deshalb – so auch die Überlegung der Investoren – die künftige Strategie. Er muss eine Vision entwickeln. Ballmer hatte den größten Softwarekonzern der Welt zuletzt in Richtung Hardware entwickeln wollen. Mehr als sieben Milliarden Dollar steckte er in den Kauf der Nokia-Handysparte. Eigenentwicklungen wie das Tablet Surface kamen auf den Markt. Wie bei Apple sollen Geräte und Software perfekt aufeinander abgestimmt werden. So soll eine Art Microsoft-Ökosystem entstehen, das mit denen der Wettbewerber konkurrieren kann. Für Ballmer jedoch kam der Strategiewechsel trotz ordentlicher Jahresgewinne (zuletzt 22 Milliarden Dollar) zu spät.

Kann Satya Nadella die Antworten liefern, die Ballmer nicht hatte?

Nadella muss nun die Antworten geben, die Ballmer bei den Investoren vermissen ließ. Rund 84 Milliarden Dollar liegen bei Microsoft in der Schatztruhe oder sind lediglich kurzfristig investiert. Die Aktionäre wollen vor allem eine höhere Rendite sehen. Zuletzt leitete Nadella mit der Cloud-Sparte einen der wichtigsten Bereiche. Es geht ums Auslagern von Daten und Software-Programmen ins Internet. Er sei die richtige Person, um Microsoft sicher in der Spur zu halten und die existierenden Stärken auszuspielen, sagt der Geschäftsführer der Investmentbank Rutberg & Co, Rajeev Chand. Im Segment mit Smartphones und Tablets fehle es Nadella aber an Erfahrung. „Ich würde ihm raten, sich den Bereich mit mobilen Geräten noch einmal genau anzuschauen“, sagt deshalb Technologie-Analyst David Smith vom Marktforscher Gartner. Diese Meinung teilen viele Experten. Die Anleger reagierten dagegen entspannt, die Aktie bewegte sich kaum.

Bill Gates wird Technologie-Berater. Seinen Chairman-Posten erhält John Thompson, der den mit der Chefsuche betrauten vierköpfigen Ausschuss leitete. Steve Ballmer bekommt einen Posten im Direktorium. mit rtr

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