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Wirtschaft: Kleines Auto – großer Verlust

Smart bringt Mercedes Car Group ein Minus von 505 Millionen Euro / Zetsche stellt erstmals Bilanz von Daimler-Chrysler vor

Stuttgart - Der Kleinwagen Smart hat der Mercedes Car Group (MCG) zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Verlust eingebracht. Die MCG, zu der neben Mercedes und Smart auch die Luxusmarke Maybach gehört, schloss das vergangene Jahr mit einem Minus von 505 Millionen Euro ab. Im Jahr zuvor hatte es noch einen Gewinn von 1,67 Milliarden Euro gegeben. Trotz dieses Verlustes erreichte Daimler-Chrysler insgesamt einen Gewinn von 5,19 (Vorjahr: 5,75) Milliarden Euro, weil die Nutzfahrzeuge, Chrysler und die Finanzdienstleistungen prächtig verdienten.

Konzernchef Dieter Zetsche sagte am Donnerstag in Stuttgart, die Mercedes Car Group habe Mitte 2005 „wieder die Gewinnzone erreicht“. Allerdings gebe es „beim Ergebnis Handlungsbedarf“. Das zeigte auch die Reaktion der Börse. Mit einem Abschlag von fast vier Prozent gehörte die Daimler-Chrysler-Aktie zu den größten Verlierern im Dax.

Zetsche stellte erstmals die Bilanz des deutsch-amerikanischen Konzerns vor. Seit September ist der frühere Chrysler-Chef Leiter der MCG und seit dem 1. Januar auch Vorstandsvorsitzender der Daimler-Chrysler AG. Trotz des bescheidenen Ergebnisses bekommen die Daimler-Mitarbeiter in Deutschland für 2005 eine Ergebnisbeteiligung von 1000 Euro. Im Jahr zuvor hatte es noch 1100 Euro gegeben. Schwerer betroffen ist dagegen der Staat: 2005 zahlte Daimler-Chrysler in Deutschland keine Ertragssteuern.

Als neuer Chef hat Zetsche bereits gravierende Entscheidungen getroffen. In den deutschen Mercedes-Werken werden binnen zwölf Monaten 8500 Arbeitsplätze gestrichen und in den Verwaltungsbereichen weltweit weitere 6000. Da in Deutschland betriebsbedingte Kündigungen durch den Tarifvertrag ausgeschlossen sind, müssen die Mitarbeiter mit Abfindungen zum freiwilligen Ausscheiden bewegt werden. Bis Ende 2005 unterschrieben gut 5000 Beschäftigte eine entsprechende Vereinbarung. Das wiederum belastete das Konzernergebnis im letzten Quartal mit 570 Millionen Euro, so dass die MCG von Oktober bis Dezember nur noch einen Gewinn von einer Million Euro erreichte.

Eine präzise Prognose für das laufende Jahr wollte Zetsche nicht wagen, weil noch nicht absehbar sei, in welcher Höhe die Kosten für den Abbau der 6000 Verwaltungsstellen anfielen. Doch immerhin, so viel wollte Zetsche sagen, werde sich 2006 die Ertragslage verbessern. In den folgenden Jahren soll dann der operative Gewinn „kontinuierlich steigen“. Für die Mercedes Car Group wird für 2007 eine Umsatzrendite von sieben Prozent angepeilt.

Dazu bedarf es auch der Wende beim Smart. Im kommenden Jahr soll der Kleinwagen zum ersten Mal seit seiner Markteinführung 1997 den roten Bereich verlassen. Vor kurzem hatte Zetsche die Investmentbank Goldman Sachs beauftragt, potenzielle Interessenten für das Auto zu suchen. Schätzungen zufolge müsste Daimler-Chrysler einem Käufer bis zu 1,8 Milliarden Euro als Mitgift zahlen; die Einstellung der Marke könnte aber sogar vier Milliarden Euro kosten.

Abgesehen von der MCG konnten alle Konzernsparten ihr Ergebnis 2005 erhöhen. Besonders erfolgreich waren die Nutzfahrzeuge mit einem Rekordgewinn von 2,1 Milliarden Euro. Die Chrysler Group erhöhte ihren Marktanteil auf dem US-Markt um 0,4 auf 13,2 Prozent. Für dieses Jahr kündigte Zetsche zehn neue Fahrzeuge der Chrysler Group an. Der Konzern insgesamt will bis 2008 inklusive Nutzfahrzeuge 50 neue Automobile auf den Markt bringen. Der Bereich Financial Services verdiente mehr, weil die Beteiligung am Maut-Konsortium Toll Collect weniger kostete. Toll Collect, an dem auch die Telekom und Cofiroute beteiligt sind, kostete den Autokonzern 2004, als die Maut eingeführt werden sollte, 472 Millionen Euro, 2005 waren es noch 54 Millionen Euro.

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