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Wirtschaft: Kleinfeld bleibt – bei Bayer

Scheidender Siemens-Chef als Aufsichtsrat des Pharmakonzerns bestätigt

Köln - Der scheidende Siemens-Chef Klaus Kleinfeld ist von der Hauptversammlung des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer am Freitagabend mit großer Mehrheit als Aufsichtsrat des Konzerns wiedergewählt worden. Zuvor hatten Bayer-Aktionäre auf der Hauptversammlung in Köln allerdings gefordert, Kleinfeld dürfe nicht länger als Aufsichtsrat des Pharmakonzerns tätig sein. Einige Aktionärsvertreter stellten den Antrag, Kleinfeld durch einen neuen Kandidaten zu ersetzen. Der Siemens-Chef gehört dem Kontrollgremium seit April 2005 an. Am Freitag stand seine Wiederwahl für fünf Jahre an.

Bei Bayer fand die Forderung jedoch keine Unterstützung. Bisherige Untersuchungen hätten keinerlei Hinweise auf ein Fehlverhalten Kleinfelds ergeben, sagte Aufsichtsratschef Manfred Schneider, der die Verdienste des Siemens-Managers lobte. Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) stärkte Kleinfeld den Rücken.

Im Jahr eins nach der Schering-Übernahme hatten die Aktionäre an Bayer ansonsten wenig auszusetzen. Bereits am Vortag hatte Konzernchef Werner Wenning Rekordzahlen für das erste Quartal veröffentlicht, zu denen Schering einen erheblichen Beitrag geleistet hatte. Bayer hatte den Berliner Pharmakonzern Schering im vergangenen Jahr für knapp 17 Milliarden Euro gekauft. Die Integration des Berliner Pharmaunternehmens – vor einem Jahr zu Beginn des Übernahmekampfes von Bayer-Aktionären noch als zu teuer bezeichnet – gehe zügig voran, sagte der Konzernchef vor rund 4900 Aktionären in den Kölner Messehallen.

Wenning bekräftigte, dass bis 2009 rund 6100 der rund 60 000 Stellen in der Pharmasparte abgebaut werden sollen, allein in Berlin sollen insgesamt 1200 Arbeitsplätze wegfallen. Der Konzern strebe aber sozialverträgliche Lösungen an, betonte Wenning. Für Berlin gibt es dazu bereits eine Betriebsvereinbarung.

Bayer will durch die Fusion mit Schering ab dem Jahr 2009 jährlich 700 Millionen Euro an Synergien erzielen. 50 Prozent davon kämen aus der Zusammenführung von Infrastruktur, die andere Hälfte durch den Abbau von Personal, erläuterte Wenning. Bis jetzt seien 50 Millionen Euro an Synergien erzielt worden, sagte er auf die Frage eines Aktionärsvertreters. Insgesamt werde die Integration von Schering den Konzern eine Milliarde Euro kosten, bestätigte er.

Aus den Reihen der Aktionäre erntete Wenning überwiegend Lob für den Schering-Kauf. „Die Übernahme war ein guter Schritt“, sagte SdK-Vertreter Harald Petersen. Allerdings habe es „unschöne Begleiterscheinungen“ gegeben. Gemeint waren die knapp 25 Millionen Euro, die die alten Schering-Vorstände sich für den Fall einer Übernahme gesichert hatten. Eine entsprechende „change-of-control“-Klausel war zwei Tage vor Veröffentlichung des Übernahmeangebotes verabschiedet worden. „Ich meine, das war nichts anderes als eine Bereicherung der Vorstände“, kritisierte Petersen. Wenning versicherte dagegen, dass eine Bayer-Überprüfung keine Beanstandungen ergeben habe.

Mit dem Start ins Jahr 2006 waren die Aktionäre zufrieden – was angesichts der glänzenden Quartalszahlen vom Vortag nicht überraschte. Danach steigerte der Leverkusener Konzern den operativen Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) in den ersten drei Monaten um 17 Prozent auf rund 1,4 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs um 23 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Details will Bayer am 8. Mai bekannt geben.

Die Dividende hätte nach Meinung der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) angesichts der Rekordzahlen allerdings noch etwas höher ausfallen können. Bayer hatte ihnen auf der Hauptversammlung eine Erhöhung um fünf Prozent auf 1,0 Euro vorgeschlagen. Das entspricht 45 Prozent des Konzerngewinns (2006) von 1,7 Milliarden Euro.

Den unausgesprochenen Vorwurf fehlender Distanz zur Siemens-Affäre wollte Bayer-Chef Wenning nicht im Raum stehen lassen. Auch wenn er den Namen Siemens nicht ausdrücklich nannte, ging er doch ausdrücklich auf „regelkonformes Verhalten“ von Unternehmen ein. Für Bayer betonte er: „Geschäfte, die nur mit unlauteren Methoden gemacht werden können, kommen für uns nicht in Betracht.“

Maren Peters

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