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Wirtschaft: Kleinfeld umgibt sich mit Vertrauten

Das Führungsgremium wird jünger und internationaler / Rivale Neubürger geht

Berlin - Wichtige Posten im Vorstand des Siemens-Konzerns werden überraschend neu besetzt. Damit setzt Siemens-Chef Klaus Kleinfeld den Umbau des Unternehmens auch an der Spitze fort. Der Vorstand des Münchner Konzerns wird künftig jünger und internationaler besetzt sein. Im Zuge des Personalumbaus gibt auch der langjährige und in der Finanzwelt hochangesehene Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger (53) seinen Posten zum 1. Mai ab. Neubürger hatte sich vor der Berufung Kleinfelds ebenfalls Hoffnung auf den Siemens-Chefposten gemacht. Seine Nachfolge tritt der 48-jährige Joe Kaeser an. Neu besetzt wird unter anderem auch der Technologievorstand und der Bereichsvorstand der kriselnden Kommunikationssparte Com.

Die Börse reagierte skeptisch auf die angekündigten Personalwechsel an der Spitze des Dax-Unternehmens. Die Siemens-Aktie verlor am Mittwoch bis Handelsschluss 0,7 Prozent auf 75,70 Euro.

Klaus Kleinfeld ist seit dem 27. Januar 2005 Vorstandschef des Konzerns. Der Nachfolger von Heinrich von Pierer hat das Unternehmen seither in rasantem Tempo umgebaut. Die Zukunft entscheide sich an globalen Trends, sagte Kleinfeld zu seinem Amtsantritt und gab damit die Richtung für den Konzern vor: Bevölkerungswachstum, zunehmende Überalterung und fortschreitende Urbanisierung sind die Themen, für die Siemens Lösungen anbieten will. Kleinfeld gibt sich dabei zuversichtlich: „Mit unserem Know-how auf den Gebieten Gesundheit, Energie, Wasserversorgung, Mobilität, Sicherheit und Industrie sind wir hierfür schon heute gut gerüstet.“ Siemens soll zu einem Infrastruktur-Anbieter werden.

Allen Sparten hat der Siemens-Chef dabei klare Renditeziele vorgegeben. Bis April 2007 sollen sie so viel verdienen wie die besten Wettbewerber ihrer Branche. Derzeit schafft nur die Hälfte die Vorgaben der Konzernzentrale. Von Geschäftsbereichen, die die geforderten Ergebnisse nicht bringen, trennt sich Kleinfeld. So gab er im vergangenen Jahr zum Beispiel die defizitäre Handysparte an den taiwanischen Elektronikkonzern BenQ ab. Auch nach der Abgabe des Verlustbringers steckt die Konzernsparte Com, die Infrastruktur für Mobilfunk- und Festnetze liefert, aber auch schnurlose Telefone baut, noch immer in der Krise.

Im Zuge des „aktiven Portfoliomanagements“, das Siemens fit für die Zukunft machen soll, hat Kleinfeld im vergangenen Jahr zugleich vier Milliarden Euro für strategisch wichtige Zukäufe ausgegeben – zum Beispiel in der Wasseraufbereitung, in der Medizintechnik und der Windkraft.

Um die Bedeutung des Themas Innovation für den Konzern zu betonen, wird erstmals der Leiter des Bereichs Technologie Mitglied des Zentralvorstands. Den Posten übernimmt Hermann Requardt (51), derzeit Mitglied im Bereichsvorstands Medical Solutions. Sein Vorgänger Claus Weyrich (62) habe bereits seit längerem den Wunsch geäußert, dass sein zum 30. September auslaufender Vertrag nicht verlängert werde, teilte Siemens mit. Neuer Chef der Sparte Com wir der Spanier Eduardo Montes Pérez (54). Den Bereich leitete zuletzt Thomas Ganswindt (45) kommissarisch. Er konzentriere sich nun wieder auf seine Funktion im Zentralvorstand, hieß es.

Mit dem Personalwechsel im Vorstand festigt Kleinfeld zugleich seine Position. Der neue Finanzvorstand Kaeser gilt als Weggefährte des Siemens-Chefs, der scheidende Neubürger hingegen als sein Rivale. „Neubürger genießt bei Investoren zu Recht einen sehr guten Ruf. Aus meiner Sicht ist das ein Verlust für Siemens“, sagte Analyst Michael Bahlmann von MM Warburg. mit HB

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