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Wirtschaft: Kleinmütige Metaller

Von Alfons Frese Der Klassenfeind macht sich Sorgen: Die Personaldiskussion in der IG Metall belaste die gemeinsame Sacharbeit, klagt der MetallArbeitgeberverband und drängt auf Abhilfe. Über Monate hat sich die IG Metall mit der Nachfolge von Klaus Zwickel befasst.

Von Alfons Frese

Der Klassenfeind macht sich Sorgen: Die Personaldiskussion in der IG Metall belaste die gemeinsame Sacharbeit, klagt der MetallArbeitgeberverband und drängt auf Abhilfe. Über Monate hat sich die IG Metall mit der Nachfolge von Klaus Zwickel befasst. Und wie die Dinge liegen, hat Zwickel das letzte Jahr seiner zehnjährigen Amtszeit vor allem einem Ziel gewidmet: Berthold Huber zum neuen Chef zu machen oder anders gesagt, Jürgen Peters als Chef einer der weltgrößten Gewerkschaften zu verhindern.

Das ist gescheitert – und damit auch Zwickel. Der Erfinder des „Bündnis für Arbeit“ und der „Rente mit 60“ wird als tragische Figur in die Geschichte der IG Metall eingehen. Dass Zwickel im Gerichtsverfahren um die Millionen schweren Abfindungen bei Mannesmann in die Schlagzeilen geriet, hat in jüngster Zeit seine Position in der Gewerkschaft nicht gestärkt. Im Gegenteil. Die gestrige Entscheidung der Metaller-Führung zeigt: Zwickel ist angeschlagen.

Der künftige starke Mann in der IG Metall, Jürgen Peters, polarisiert. Er trägt das Image des harten Burschen, der jeden Konflikt schätzt und mit klassenkämpferischen Tönen die Basis entzückt. Peters steht für die alte Industriegesellschaft, während Huber sich gerne als Vordenker der Dienstleistungsgesellschaft sieht, die mit ihren ganz anderen Anforderungen an Ausbildung, Arbeitsgestaltung und lebenslanges Lernen die Gewerkschaften herausfordert. Die IG Metall hat sich offenbar entschieden.

Gewiss, in absehbarer Zeit wird es Arbeiter in Deutschland geben, die sich in einer Kollektivorganisation zusammenschließen; bei VW in Wolfsburg zum Beispiel sind 98 Prozent der Autobauer in der IG Metall. Doch die Beschränkung auf eine reine Industriegewerkschaft macht die IG Metall auf Sicht zu einer Interessenvertretung einer speziellen Klientel, der Anspruch auf sozialpolitische Gestaltungsmacht wäre dahin. Die Arbeitgeber wünschen sich „eine kraftvolle, phantasiebegabte, faire IG-Metall-Führung“, die „offen für Neues ist“. Das muss man auch der IG Metall wünschen. Vor allem in den nächsten fünf Jahren mit Jürgen Peters an der Spitze.

Vielversprechend ist die Doppellösung nicht. Sie ist ein Kompromiss zwischen den auseinander driftenden Flügeln der Gewerkschaft. Ein fauler Kompromiss, der aus der Angst geboren wurde. Denn offenbar wollten die Vorstandsmitglieder eine Kampfkandidatur auf dem Gewerkschaftstag verhindern. Das zeugt von Kleinmut. Ein großer Schritt in die Zukunft wäre die Nominierung von Berthold Huber gewesen.

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