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Klinikfusion: Rhön-Großaktionär will Weg für Übernahme frei machen

Vor einem Jahr wollte Fresenius die Klinikkette Rhön kaufen. Jetzt könnte es einen neuen Anlauf geben.

Berlin - Knapp ein Jahr, nachdem der Gesundheitskonzern Fresenius mit der geplanten Übernahme des privaten Klinikbetreibers Rhön-Klinikum gescheitert war, kommt jetzt erneut Bewegung in die Sache. Der schwedische Pensionsfonds Alecta, einer der Hauptaktionäre der fränkischen Klinikkette, will über eine Satzungsänderung den Weg für eine Übernahme frei machen. Die Schweden wollen die Klausel, nach der bei Rhön alle wichtigen Entscheidungen mit einer Mehrheit von 90 Prozent getroffen werden müssen, bei der nächsten Hauptversammlung abschaffen. „Diese Regelung ist nicht mehr zeitgemäß“, heißt es in einem Ergänzungsantrag zur Aktionärsversammlung, die am 12. Juni stattfindet.

An der 90-Prozent-Hürde war im vergangenen Jahr der Übernahmeversuch von Fresenius gescheitert. Der Dax-Konzern hatte den Rhön-Aktionären 3,1 Milliarden Euro geboten. Fresenius hatte die Klinikkette mit seiner Tochter Helios, deren Unternehmenssitz in Berlin ist, zum größten privaten Klinikbetreiber verschmelzen wollen. In letzter Minute hatte die Konkurrenz das jedoch durchkreuzt. Asklepios, nach Helios die Nummer zwei auf dem privaten Klinikmarkt, hatte kurzfristig mehr als fünf Prozent der Rhön-Aktien gekauft. Auch die Familie des Fresenius-Wettbewerbers B. Braun Melsungen hatte mehr als fünf Prozent erworben – angeblich, um auch weiterhin Produkte an Rhön liefern zu können. Ende Juni, am Ende der Angebotsfrist, hatte Fresenius zwar 84,3 Prozent der Aktien einsammeln können, war aber an der 90-Prozent-Klausel gescheitert.

Mit seiner Offensive beflügelt Großaktionär Alecta die Hoffnung der Anleger, dass Rhön nun doch noch Teil einer größeren Kliniklösung werden könnte. Die Aktie gewann bis zum Börsenschluss 3,38 Prozent. Mit 16,66 Euro war sie jedoch noch weit von den 22,50 Euro entfernt, die Fresenius seinerzeit geboten hatte. Das Problem: Auf der Hauptversammlung ist eine 90-prozentige Zustimmung nötig, um die Klausel abzuschaffen. Neben dem Rhön-Vorstand unterstützt auch Großaktionär Eugen Münch, auf dessen Betreiben hin die Klausel einst in der Satzung verankert worden war, den Vorstoß. „Dieser Antrag ist es wert, bedacht zu werden“, sagte Münch am Freitag. Aber die 12,45 Prozent, die die Familie des Firmengründers in die Waagschale wirft, reichen nicht.

Die anderen Anteilseigner hielten sich am Freitag bedeckt. B. Braun wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Auch bei Fresenius hieß es, es gebe derzeit keine neue Situation. Allerdings hatte Fresenius-Chef Ulf Schneider noch vor wenigen Wochen erklärt, dass man mit dem Übernahmeangebot ein überzeugendes Konzept vorgelegt habe. Zu diesem Konzept stehe Fresenius nach wie vor, „wenn es sich einmal ergeben sollte.“

Ob sich etwas ergibt oder nicht, hängt nicht zuletzt vom Hamburger Klinikkonzern Asklepios ab. Auch hier wollte man sich am Freitag nicht zu der Frage äußern, wie sich Firmeneigner Bernard Broermann auf der Rhön-Hauptversammlung verhalten wird. Allerdings dürfte Broermann kaum Sympathien für eine Abschaffung der 90-Prozent-Klausel haben. Immerhin hat sich Asklepios erst kürzlich – vorsorglich – vom Bundeskartellamt bestätigen lassen, dass Firmenchef Broermann den Anteil an Rhön auf über zehn Prozent aufstocken dürfte. Gegen die Entscheidung hat Rhön Beschwerde eingelegt.

Noch ist das Zukunftsmusik. Asklepios hat seine Beteiligung an Rhön noch nicht über zehn Prozent aufgestockt. Da auf der Hauptversammlung aber niemals alle Stimmen vertreten sind, dürfte Asklepios auch eine geringere Beteiligung reichen, damit doch alles beim Alten bleibt.

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