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Wirtschaft: Koch-Weser ist schon gescheitert, bei Köhler arbeitet Schröder noch daran (Kommentar)

Beim Einfädeln internationaler Personalien hat die Schröder-Regierung keine gute Hand - dafür eine umso bessere Verkaufe, was die Entschuldigung diverser Pannen angeht. Jetzt droht sich das unsägliche Koch-Weser-Spiel bei Horst Köhler zu wiederholen.

Beim Einfädeln internationaler Personalien hat die Schröder-Regierung keine gute Hand - dafür eine umso bessere Verkaufe, was die Entschuldigung diverser Pannen angeht. Jetzt droht sich das unsägliche Koch-Weser-Spiel bei Horst Köhler zu wiederholen. Aus Schaden werden eben nur manche klug, andere werden dümmer.

Angeblich herrscht europaweit Konsens, dass Köhler der neue Mann für den IWF-Chefposten ist. Warum dann muss die Bestätigung von ihm selbst kommen, statt von der nominierenden Regierung oder aus Brüssel? Warum teilt die EU mit, zunächst müsse noch die Meinung der portugiesischen Ratspräsidentschaft eingeholt werden? Angeblich wurde doch vorab ein europaweiter Konsens hergestellt. Warum wird der neue Personalvorschlag in Washington lanciert, noch ehe die erste Probeabstimmung über den ach so hervorragend geeigneten Kandidaten Koch-Weser über die Bühne geht? Warum schließlich ist vor der Ernennung Köhlers als Kandidaten-Nachfolger für Koch-Weser nicht jener Konsens mit Washington hergestellt worden, an dem es beim Finanz-Staatssekretär so mangelte?

Dumme wiederholen ihre Fehler, Kluge machen neue. Deutschland hat Gewicht, und deshalb lässt sich manches durchsetzen. Die Verschiebung von Bodo Hombach aus Bonn auf den Balkan beispielsweise - auf einen Posten, "von dem niemand so genau weiß, wofür er eigentlich da ist", wie ranghohe deutsche Außenpolitiker einräumen. Paris und London haben seit Hombach gelernt, wie undiplomatisch Schröder Welt-Personalpolitik betreibt.

Mit einer brisanten Mischung aus Dilettantismus und Brachialität ging es weiter. Die ersten Schritte der Köhler-Kandidatur versprechen nichts Besseres. Beängstigend ist, mit welcher Kollisions-Bereitschaft die Schröder-Mannschaft das Ringen um den IWF-Sessel zum europäisch-amerikanischen Konflikt hochstilisiert. Da werden Einheitsfronten suggeriert, die nicht existieren. Aus London und Paris kam gleich kräftiger Gegenwind gegen Koch-Weser wie aus Washington. Die Finanzwelt, auch in London, lehnte ihn fast geschlossen ab - nicht nur die Politik in Washington. Die Dritte Welt hatte der deutsche Staatssekretär eben nicht so einig hinter sich, wie das von einem Ex-Weltbank-Vizechef erwartet wurde.

Amerika hat innenpolitisch große Probleme, wenn es um die Finanzierung internationaler Gremien geht. Dass da ein Kandidat am genehmsten wäre, der den eigenen Reformvorstellungen sehr nahe steht, ist ebenso richtig, wie die vor allem US-Finanzminister Larry Summers unterstellte Arroganz beim Umgang mit Kollegen tatsächlich existiert. Beim nun beendeten Trauerspiel um Caio Koch-Weser hat sich diese US-Arroganz auf unangenehme Weise mit deutscher Halsstarrigkeit gepaart. Die Schröder-Regierung sollte daraus die Lehre ziehen, dass sich globale Personalien nicht mit ungebremster Bereitschaft zur Eskalation, mit handwerklichen Fehlern und einer dünnen Personaldecke durchdrücken lassen. Hoffentlich wird Horst Köhler nicht das nächste Opfer dieser unheilvollen Konstellation.

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