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© Siemens AG

Wirtschaft: „Komplexität darf nicht spürbar sein“

Herr Spiegelberg, die deutschen Hersteller kommen erst 2013 mit ihren Elektroautos auf den Markt. Was wird 2012 beim Thema Elektromobilität wichtig?

Herr Spiegelberg, die deutschen Hersteller kommen erst 2013 mit ihren Elektroautos auf den Markt. Was wird 2012 beim Thema Elektromobilität wichtig?

Die Synergie der verschiedenen Pilotprojekte, bei denen das Zusammenspiel von Autos und der Strominfrastruktur getestet wird. Es wird darum gehen, die vielfältigen Vorhaben zahlreicher Initiatoren zu bündeln und möglichst auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Dann kann man das Thema Elektromobilität ganzheitlicher, größer diskutieren.

Autos gibt es dann immer noch kaum.

Brauchen wir zuerst Autos und dann die Infrastruktur zum Laden der Batterie – oder umgekehrt? Das ist ein Henne-Ei- Problem. Diesen Teufelskreis müssen wir aufbrechen. Wir brauchen Flottenbetriebe, etwa Car-Sharing, größere Pilotprojekte, in denen mehr Autos eingesetzt werden. Elektrofahrzeuge müssen in der Öffentlichkeit sichtbarer werden. Siemens geht auch eigene Wege, indem wir in Berlin, München und Erlangen insgesamt 100 Mitarbeitern Dienstfahrten in Elektroautos ermöglichen. Gehören E-Autos erst zum Straßenbild, werden sich die Infrastruktur und die dazugehörenden Geschäftsmodelle entwickeln.

Ein Beispiel?

Einzelhändler könnten zum Beispiel vor ihren Läden Ladesäulen aufstellen. So bindet man Kunden, indem man ihnen erlaubt, ihre E-Autos kostenlos aufzuladen.

Welches Geschäftsmodell verfolgt Siemens?

Unser Produktportfolio erlaubt es uns, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. Wir beschäftigen uns nicht nur als Zulieferer mit den Autos, wir können die Fahrzeuge auch ans Stromnetz bringen, neue Ladetechniken wie das Schnellladen oder das kabellose Laden entwickeln und das Management der Flotten oder Ladestationen übernehmen. So lassen sich Synergien erzeugen.

Wer sind Ihre Wettbewerber?

Wettbewerber mit einem ähnlich breiten Portfolio der Elektromobilität gibt es nicht, aber in den Einzeldisziplinen natürlich schon. Auf der Energieseite sind dies zum Beispiel ABB oder General Electric, im Automobilbereich Bosch, Continental oder auch Magna und beim Traffic-Management alle Anbieter, die sich mit intelligenten Lösungen beschäftigen, das kann IBM sein oder in Zukunft auch Google.

Ist Apple ein Vorbild – die benutzerfreundliche Reduktion komplizierter Technik?

„Keep it as simple as possible“ ist natürlich ein wichtiger Faktor. Die Komplexität im Hintergrund der Elektromobilität darf für den Nutzer nicht mehr spürbar sein. So werden ältere Menschen neue Standards bei der Sicherheit und beim Komfort erleben. Jüngere Nutzer wiederum wollen das Auto online vernetzen, ein fahrendes iPad sozusagen, das sie nur noch nutzen, aber nicht mehr besitzen.

Gernot Spiegelberg ist seit 2008 bei

Siemens Leiter der Konzeptentwicklung Elektromobilität in der zentralen Forschungsabteilung des Konzerns. Mit ihm sprach Henrik Mortsiefer.

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