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Kompromiss: Roaming-Gebühren sorgen für Ärger

Bei den Gebühren für Auslandstelefonate zeichnet sich ein Kompromiss zu Lasten des Verbrauchers ab. Die Senkung durch die EU wird weitaus geringer ausfallen als geplant und womöglich nicht vor den Sommerferien durchgesetzt werden.

Berlin - Die EU-Mitgliedsstaaten hätten jetzt ein Kompromisspapier erarbeitet, nach dem eigene Telefonate im Ausland höchstens 60 Cent netto pro Minute und angenommene Gespräche maximal 30 Cent pro Minute kosten sollen, sagte der Sprecher von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU).

EU-Parlament und Kommission fordern eine noch stärkere Absenkung der Roamingpreise auf höchstens 40 Cent sowie 15 Cent, um die Handy-Kunden zu entlasten. Ob die Preise bereits zu den Sommerferien sinken, gilt als offen. Möglicherweise greift die Preissenkung auch erst im Herbst. Bislang müssen die Verbraucher im Ausland für Telefonate mit der Heimat tief in die Tasche greifen. Minutenpreise von bis zu drei Euro sind keine Seltenheit.

Sechs Prozent der Umsätze sind Roaming-Gebühren

Auf die Roaming-Gebühren entfallen mit jährlich fünf Milliarden Euro knapp sechs Prozent der gesamten Mobilfunkumsätze. Auf Druck der EU hatten die Handy-Anbieter ihre Tarife für Auslandsgespräche in den vergangenen zwei Jahren bereits deutlich gesenkt, um eine Regulierung zu verhindern. Die Telekom wirbt mit einem Minutenpreis von 59 Cent.

Im März hatte sich der zuständige Telekom-Ministerrat der 27 EU-Mitglieder auf der Cebit in Hannover auf eine Bandbreite von höchstens 50 Cent und 25 Cent verständigt. Umstritten ist, ob die Deckelung der Roamingpreise automatisch auch für bestehende Handy-Verträge gelten soll oder die Kunden dafür einen Antrag stellen müssen.

Großbritannien will Konzerne schützen

Nun gibt es in einigen EU-Ländern, vor allem in Großbritannien, Widerstand, um die Telekomkonzerne nicht zu hart anzufassen. Eine endgültige Entscheidung über die Preisstaffelung soll bis zum Sommer fallen: "Die deutsche Ratspräsidentschaft setzt sich für eine Lösung ein, die im Sinne aller ist", sagte der Sprecher von Glos, Steffen Moritz. Der Kompromissvorschlag müsse jetzt mit der Brüsseler Kommission und dem EU-Parlament beraten werden.

Die Vize-Chefin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Bärbel Höhn, warf Glos vor, in seiner Rolle als EU-Ratsvorsitzender vor der Telekombranche eingeknickt zu sein: "Das ist ein Kniefall vor der Lobby, der durch nichts zu rechtfertigen ist." Die Handybetreiber dürften nicht länger mit unverschämten Gebühren bei den Verbrauchern abkassieren. "Telekom, Vodafone & Co reiben sich die Hände und der Verbraucher ist der Dumme", sagte Höhn. (tso/dpa)

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