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Konferenz: Siemensianer applaudieren Peter Löscher

Auf der Versammlung der 500 Top-Manager des Konzerns erhält der neue Vorstandschef Zustimmung für seine Reformvorschläge.

Berlin - Exzellent sei der Auftritt des neuen Vorstandsvorsitzenden gewesen, vor allem habe seine freie Rede sie beeindruckt, sagt eine Teilnehmerin aus Erlangen. Am Freitagnachmittag ging die Konferenz der Top-500-Führungskräfte von Siemens in Berlin zu Ende. Tags zuvor, um 8.30 Uhr, hatte Konzernchef Peter Löscher, seit rund 100 Tagen im Amt, zu den wichtigsten Managern seines Unternehmens gesprochen. Auf Englisch, denn das war die Konferenzsprache. „Highest Performance with Highest Ethics“ hieß das Thema seiner Rede (höchste Leistung bei höchster Ethik). Sehr ermutigend sei der Vortrag gewesen, sagt ein Manager aus den USA. Siemens gehe gerade durch schwere Zeiten, Löscher habe die neue Richtung vorgegeben – mit viel Energie.

Nach seinem Vortrag hatte Löscher noch eineinhalb Tage Zeit, mit den Führungskräften, die der Konzern traditionell im Oktober zur „Siemens Business Conference“ aus aller Welt nach Berlin einlädt, in verschiedenen Foren zu diskutieren. Sehr lebendig seien diese Diskussionen verlaufen, sagt ein Teilnehmer aus München. Es habe einen intensiven Dialog gegeben.

Das wichtigste Thema: Die neue Führungs- und Konzernstruktur, die das von der Schmiergeldaffäre erschütterte Unternehmen sich zum 1. Januar geben will. Löscher sagte, Ziel der neuen Struktur sei es, die Wachstums- und Kundenpotenziale besser auszuschöpfen, Kosteneffizienz und somit die Ertragskraft weiter zu steigern sowie klare und eine durchgängige Zuordnung von Verantwortlichkeiten sicherzustellen. Bisher war der Zentralvorstand das Machtzentrum des Konzerns, ein Ausschuss des Vorstands, dessen Mitglieder nicht operativ tätig waren, aber Regionen und Geschäftsfelder betreuten.

Künftig werde es auf oberster Ebene drei Bereiche – Energie, Industrie und Medizintechnik – geben, denen jeweils ein operativ voll verantwortlicher Vorstand im Konzern vorstehen soll. In den kommenden Wochen werden von Arbeitsgruppen Vorschläge erarbeitet, wie die darunterliegenden Bereiche und Geschäftsgebiete genau zugeschnitten sein sollen. Von der alten Struktur sollen zwar Elemente übernommen werden, jedoch werden diese in der bisherigen Art nicht weiter fortbestehen. Die Vorschläge zur Konzernumgestaltung will Löscher dem Aufsichtsrat am 28. November vorlegen.

Von dort kommen bereits positive Reaktionen: Hans Hawreliuk, Arbeitnehmervertreter der IG Metall im Aufsichtsrat, sagt dem Tagesspiegel, der Zielsetzung und Ausrichtung der neuen Konzernstruktur könne er „absolut zustimmen“. Er befürworte, dass die Vorstände künftig die operative Verantwortung übernähmen, „so wie es sich für einen anständigen Vorstand einer AG gehört“. Löscher habe in relativ kurzer Zeit festgestellt, wo Handlungsbedarf im Unternehmen bestehe. „Der Weg stimmt absolut“, sagt Hawreliuk. Es werde zwar Unsicherheiten und Probleme geben, weil Menschen ihre Funktionen verlören, aber von Arbeitnehmern werde immer Flexibilität verlangt, und das müsse auch für Führungspersonen gelten. Die Frage, ob Siemens künftig drei oder vier Geschäftsbereiche haben werde, sei jedoch noch zu diskutieren.

Bei den Siemens-Managern in Berlin bekam Löscher viel Zustimmung. Eine Menge Beifall habe der neue Chef erhalten, sagt ein Teilnehmer aus München. Auch einem Siemens-Manager aus Berlin haben die neuen Ideen Löschers gut gefallen. Allerdings, so sagt er, habe es bei Siemens nie an guten Ideen gefehlt. Die Umsetzung sei das Problem. Siemens sei viel zu sehr ein politisches Unternehmen und zu wenig marktorientiert. Er sei gespannt, ob sich das nun ändere. Corinna Visser

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