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Krisenwunder.

© picture-alliance/ dpa

Konjunktur: Autoindustrie feiert die Normalität

Die Auftragsbücher deutscher Autohersteller sind voll und die Werke zu 85 Prozent ausgelastet. Dennoch ist die Branche vorsichtig geworden mit euphorischen Prognosen.

Berlin - Anspielungen auf den Schnee gehörten am Donnerstag zum guten Ton jeder Veranstaltung in Berlin. Im Fall des Automobilverbandes VDA wirkten sie – angesichts des Chaos auf den Straßen – ein wenig angestrengt. „Die Perspektiven für die deutsche Automobilbranche sind nicht so eisig wie das Wetter“, eröffnete VDA-Präsident Matthias Wissmann die Jahrespressekonferenz des Verbandes, der für 600 Unternehmen, 714 000 Beschäftigte und ein Umsatzvolumen von rund 300 Milliarden Euro spricht.

Tatsächlich hatten die deutschen Autohersteller und -zulieferer im ablaufenden Jahr wieder – um im Bild zu bleiben – freie Fahrt. Die Auftragsbücher sind so voll und die Werke so gut ausgelastet (85 Prozent), dass Matthias Wissmann nach den Krisenzeiten für 2011 wieder Normalität in Aussicht stellen kann – bei den Neuzulassungen, beim Export und bei der Produktion.

Die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland werde von 2,9 Millionen in diesem auf 3,1 Millionen im kommenden Jahr steigen, sagte der VDA-Präsident. Weil viele Neuwagen wegen der Abwrackprämie 2009 angeschafft wurden, sackten die Zulassungszahlen 2010 ab. Nach dem schlechtesten Jahr seit 1989, würden 2011 vor allem die privaten Neuanmeldungen aber wieder zulegen, glaubt der VDA. Beim Export (4,4 Millionen Fahrzeuge) und bei der Produktion im Inland (5,8 Millionen) werde die deutsche Autoindustrie, die für 60 Prozent des Außenhandelsüberschusses steht, im kommenden Jahr sogar Bestmarken erreichen, sagte Wissmann voraus. „Es geht 2011 also weiter aufwärts, allerdings mit geringerer Geschwindigkeit.“

Allein im November hatten die deutschen Hersteller in den USA, dem einst weltgrößten Pkw-Markt, den Verkauf von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um 22,7 Prozent gesteigert, während der Gesamtmarkt um 17 Prozent wuchs. Auch in Osteuropa und Indien legten deutsche Marken laut VDA stärker zu als der Markt. „Europa bleibt weiter unser Sorgenkind“, räumte Wissmann ein.

Nach dem dramatischen Einbruch der Geschäfte im Krisenjahr 2009 ist die Branche aber vorsichtig geworden mit euphorischen Prognosen. Dank des stürmischen Exports – vor allem nach China und in die USA – haben sich die deutschen Hersteller zwar schneller als erwartet erholt. Aber: „Die Risiken an den Rohstoff- und Finanzmärkten sind keineswegs ausgeräumt“, warnte Wissmann. Schön und gut, dass die Umsätze wieder kräftig stiegen. Bei den Renditen sei es in vielen Unternehmen „noch nicht so, wie wir es gerne hätten“, sagte der VDA-Präsident. Vor allem die Zulieferbranche habe schwer gelitten, insbesondere jene Firmen, die im Besitz von Beteiligungsfonds seien. Die Eigenkapitalausstattung erhole sich hier nur langsam. Das Verhältnis von Zulieferern und Herstellern ist nicht einfacher geworden – auch im VDA nicht. „Wir sind kein Gesangsverein Harmonie“, sagte Wissmann.

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