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Konjunktur: Berlin kommt am besten durch die Krise

Berlin hat den tiefen Konjunktureinbruch im vergangenen Jahr besser überstanden als alle anderen Bundesländer. Die Wirtschaft in der Hauptstadt schrumpfte nur um 0,7 Prozent. In anderen Bundesländern bricht die Wirtschaft stärker ein, besonders stark betroffen ist Baden-Württemberg. Die Hauptstadt profitiert vom Branchenmix.

Berlin -  Im Durchschnitt der Bundesrepublik gab es einen Rückgang um 5,0 Prozent, , wie das Statistikamt Berlin-Brandenburg am Dienstag mitteilte. Das traditionell wirtschaftsstarke Baden-Württemberg verzeichnete sogar ein Minus von 7,4 Prozent. Den Spitzenplatz im Ländervergleich werde Berlin in diesem Jahr zwar wieder verlieren, sagten Wirtschaftsforscher. Die Stadt habe aber gute Chancen, sich im oberen Mittelfeld zu behaupten.

Als einen Grund für das gute Abschneiden Berlins nannten die Statistiker vor allem die Industrie, die eine weniger gewichtige Rolle spielt als in anderen Regionen. Denn Hersteller aus den Branchen Auto-, Maschinen- oder Anlagenbau, die in den vergangenen Jahren große Exporterfolge erzielten und nun Einbrüche hinnehmen mussten, sind in der Hauptstadtregion weniger stark vertreten. Wichtig für Berlin sind dagegen die Pharmaindustrie, Bahnhersteller, der Gesundheitsbereich, Verlage, der Tourismus und allgemein Dienstleistungen. Diese Branchen erwiesen sich als vergleichsweise krisenfest. Der Bausektor profitierte auch von den Aufträgen aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung. In Brandenburg ist die Situation ähnlich. Mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 2,1 Prozent kam das Land bundesweit auf Rang drei.

Statistiker hatten zudem jüngst berechnet, dass die Zahl der Erwerbstätigen in der Region 2009 trotz der Krise leicht gewachsen war, und zwar so stark wie in keinem anderen Bundesland. Außerdem hat die Berliner Wirtschaft in den vergangenen Jahren nicht so schlecht abgeschnitten wie bislang vermutet. Das Statistikamt berechnete aufgrund neuer Daten die Wachstumsraten für die Jahre 2005 bis 2009 neu. Dabei zeigte sich, dass die Hauptstadt jeweils besser lag als der Bundesdurchschnitt.

„Berlin hat in den vergangenen Jahren an Stärke gewonnen“, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke). Der Präsident der Industrie- und Handelskammer, Eric Schweitzer, forderte, die enge Verzahnung von Industrie und Forschung müsse der Schwerpunkt der Wirtschaftspolitik des Senats sein. Dies biete die Chance auf noch mehr Wachstum und zukunftsträchtige Arbeitsplätze. Arno Hager, Chef der Gewerkschaft IG Metall in Berlin, sagte, die Bundesregierung dürfe die Konjunkturprogramme nicht zu früh zurückfahren, sonst richte sie große Schäden an. Auch die Berliner Politik solle es mit dem Sparen nicht übertreiben.

Für 2010 rechnen Ökonomen damit, dass die Berliner Wirtschaft in etwa so stark wächst wie im Bundesdurchschnitt. „Ein Plus von 1,5 Prozent ist möglich“, sagte Christian Dreger, Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Die Schwäche der deutschen Exportwirtschaft werde anhalten, entsprechend seien Bundesländer mit einem starken Industriesektor im Nachteil. Einen Platz im oberen Mittelfeld sieht auch Hartmut Mertens, Chefökonom der Investitionsbank Berlin. „Berlin wird nicht zu der alten Schwäche zurückkehren“, befand er. Die Branchen, die 2009 gut abgeschnitten hätten, seien auch weiter für ein moderates Wirtschaftswachstum gut.

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