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Eins geht noch. Nach und nach schließen sich in Berlin die Baulücken, die auch ein Vierteljahrhundert nach dem Mauerfall noch existieren.

© dpa

Konjunktur: Berlin übertrumpft beim Wirtschaftswachstum den Bund

Die Konjunktur in Berlin dürfte sich auch in diesem Jahr überdurchschnittlich entwickelt haben. Zum Spitzenplatz unter den Bundesländern reicht es aber 2014 nicht.

Berlin ganz oben

– das ist bei Wirtschafts-Rankings üblicherweise selten der Fall. Deshalb denken Unternehmer und Politiker immer noch gerne an das vergangene Jahr zurück: 2013 war die Hauptstadt plötzlich Spitzenreiter beim Wirtschaftswachstum unter den Bundesländern. 2014 und 2015 wird das wohl nicht noch einmal klappen. Das zeichnete sich schon im Sommer ab. Im ersten Halbjahr rutschte Berlin auf Rang elf ab, noch hinter Brandenburg und nur knapp vor Sachsen-Anhalt. Neuere Zahlen gibt es nicht. Angesichts der Krisen in der Welt ist die Lage seither nicht unbedingt besser geworden – der Optimismus der Unternehmen hat sich im Herbst schon einmal deutlich verringert, wie eine Umfrage von Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer ergab.

Womöglich reicht es aber doch für Berlin, um zumindest den Bundesdurchschnitt zu überflügeln. Es wird auf jeden Fall eng: Viele Ökonomen erwarten für die gesamte Republik ein bis anderthalb Prozent. „Berlin könnte es auf gut 1,5 Prozent bringen“, hat Karl Brenke, Konjunkturexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), exklusiv für den Tagesspiegel berechnet. Hartmut Mertens, Chefökonom der Investitionsbank Berlin (IBB), rechnet in seiner noch unveröffentlichten neuen Prognose sogar mit 1,8 Prozent für 2014. „Die Industrie hat sich gefangen, der Einzelhandel läuft gut, auch dank des weiterhin boomenden Tourismus, und die Beschäftigung ist zuletzt doppelt so stark gewachsen wie bundesweit.“

Im neuen Jahr rechnen die Ökonomen mit ganz ähnlichen Zahlen. DIW-Mann Brenke geht von erneut 1,5 Prozent aus, IBB-Experte Mertens von 1,6 oder 1,7 Prozent. Wie auch im übrigen Land spielt den Unternehmen der Verfall des Ölpreises sowie des Euro-Wechselkurses in die Karten. „Vor allem, da die Vereinigten Staaten der wichtigste Handelspartner der hiesigen Unternehmen sind“, sagt Mertens. Das billige Öl wiederum dürfte dem Tourismus und dem Einzelhandel nutzen, weil die Besucher angesichts von extrem niedrigen Benzinpreisen mehr Geld in der Tasche haben, das sie etwa auf einem Wochenendtrip an die Spree unter die Leute bringen können. DIW-Fachmann Brenke ist nicht ganz so zuversichtlich und rechnet mit einer nur um 1,5 Prozent höheren Wirtschaftsleistung in Berlin.

Doch auch in diesem Szenario würde die Beschäftigung weiter zunehmen: Bei etwa drei Prozent sieht Brenke das Plus, das wären immerhin ungefähr

40 000 Beschäftigte zusätzlich. Gleichwohl verschieben sich die Gewichte innerhalb der Wirtschaft weiter. „Industrie und Finanzdienstleistungen laufen nicht so gut“, beobachtet Brenke. Schon jetzt steht das Produzierende Gewerbe in der Hauptstadt nur noch für rund ein Sechstel der Wertschöpfung, den Rest steuert die Dienstleistungsbranche bei, von der Kita bis zur Putztruppe. Dort wird weniger verdient – das Ergebnis: die Produktivität geht weiter zurück, im dritten Jahr in Folge. Carsten Brönstrup

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