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Konjunktur: China kühlt ab

Die Inflationsrate in China sinkt auf den tiefsten Stand seit 29 Monaten. Auch Brasilien spürt die Folgen der Krise.

Peking/Sao Paulo - Der Preisdruck in China lässt weiter nach. Dies deutet darauf hin, dass die Nachfrage nach chinesischen Produkten im Zuge der Konjunkturabkühlung schwindet und die Behörden ihre wachstumsfördernde Politik stärken könnten. Die Jahresteuerung sackte im Juni von 3,0 auf 2,2 Prozent und damit etwas stärker als von Analysten erwartet, wie aus amtlichen Daten hervorgeht. Es ist die geringste Inflationsrate seit 29 Monaten. Die Erzeugerpreise lagen um 2,1 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres und fielen den vierten Monat in Folge.

„Inflation ist derzeit keine unmittelbare Gefahr mehr für China. Die Verbraucherpreise dürften im Juli unter die Marke von zwei Prozent sinken“, sagte Analyst Dongming Xie von der OCBC Bank in Singapur. „Wenn die Preise zu schnell purzeln und Deflationserwartungen auslösen, dürfte China die Leitzinsen weiter senken.“ Eine Deflation – also einen Preisverfall auf breiter Front – hatte es in China zuletzt 2009 gegeben, als die Verbraucherpreise Ende des Jahres um 0,7 Prozent gesunken waren. Eine Deflation gilt als gefährlich und sorgt oft für einen Abwärtssog der Wirtschaft: Verbraucher konsumieren in Erwartung weiter sinkender Preise kaum noch, Firmen werden ihre Waren nicht los und müssen Personal abbauen. Wegen steigender Arbeitslosigkeit sinkt der Konsum weiter.

Die Zentralbank senkte in der vergangenen Woche überraschend erneut die Leitzinsen, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Zudem wurde Banken die Kreditvergabe erleichtert. Ministerpräsident Wen Jiabao sagte am Sonntag, das Wirtschaftswachstum müsse mit aggressiveren Schritten gestützt werden. Dabei sei aber nur eine Feinabstimmung der Geldpolitik gefragt. Diese Formulierung wird von den Behörden seit Herbst verwendet. „In Peking scheint man zunächst froh darüber zu sein, dass mit einer restriktiven Geldpolitik Preissteigerungen am chinesischen Immobilienmarkt gestoppt werden konnten“, sagt Analyst Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. „Die Furcht nun mit einer allzu laxen Geldpolitik erneut Öl ins Feuer zu gießen, ist in Peking groß.“

Die abgekühlte Konjunktur in China trifft auch Brasilien. Die Volksrepublik ist der wichtigste Handelspartner des Landes, Südamerikas Wirtschaftsmotor. Von einer Hochstimmung, wie in den vergangenen Jahren, ist in Brasilien nicht mehr viel zu spüren. Die Notenbank des Landes, die Banco Central do Brasil (BC), senkte kürzlich ihre Wachstumsprognose für das Bruttoinlandsprodukt 2012 von 3,5 auf 2,5 Prozent, was noch unter dem Ergebnis von 2011 läge (2,7 Prozent). Finanzmarktexperten sind da pessimistischer: In der regelmäßig von der BC vorgelegten „Focus“-Umfrage korrigierten Analysten vorige Woche erneut ihre Erwartung, diesmal von 2,18 auf 2,05 Prozent. rtr/dpa

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