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Wirtschaft: Konjunktur: Deutsche Wirtschaft verdoppelt Wachstum

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr so stark wie seit 1991 nicht mehr gewachsen, und auch im laufenden Jahr sind die Aussichten positiv. Das Bruttoinlandsprodukt, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, legte 2000 um 3,1 Prozent zu.

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr so stark wie seit 1991 nicht mehr gewachsen, und auch im laufenden Jahr sind die Aussichten positiv. Das Bruttoinlandsprodukt, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, legte 2000 um 3,1 Prozent zu. Gleichzeitig dämpfte die OECD ihre Erwartungen für das diesjährige Wachstum in den Vereinigten Staaten von 3,5 Prozent auf 2,0 bis 3,0 Prozent.

Die Ungewissheit über die weitere Konjunkturentwicklung in den USA lässt die OECD vorsichtiger werden. Chefvolkswirt Inazio Visco kündigte am Donnerstag an, dass die bisherige Prognose für die USA in diesem Jahr nach unten revidiert werde. Visco nannte eine Spanne von 2,0 bis 3,0 Prozent.

Die deutsche Wirtschaft wuchs nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mit einer Jahresrate von 3,1 Prozent. Das Wachstum war fast doppelt so stark wir vor einem Jahr mit 1,6 Prozent gewesen. Die Wirtschaft trotzte damit dem hohen Ölpreis in 2000 und profitierte vom schwachen Euro-Kurs, der den Außenhandel angekurbelt hat. Die Verbraucherpreise sind im Durchschnitt des Jahres 2000 um 1,9 Prozent gestiegen. Der Anstieg hat sich vor allem wegen der höheren Rohölpreise und der Verteuerung der Importe in Folge des schwachen Eurokurses im Vergleich zu 1999 verdreifacht. Ohne Heizöl und Kraftstoffe wird er vom Statistischen Bundesamt auf ein Prozent veranschlagt.

Der Vorsitzende des deutschen Sachverständigenrats, Jürgen Donges, warnte angesichts der "übertrieben interpretierten" schlechten Nachrichten von den Finanzmärkten vor der Gefahr "dass wir eine Wachstumsschwäche herbeireden". Die derzeit aufkommende schlechte Stimmung habe keinerlei realwirtschaftliche Rechtfertigung, sagte Donges dem Handelsblatt. Von den USA gehe kein Konjunkturrisiko aus. Es sei zwar beachtlich, wenn die US-Wachstumsrate stark zurückgehe. Aber auch dort sei immer noch mit einem Wachstum von etwa 2,5 Prozent im laufenden Jahrzu rechnen. "Das ist, wie wenn ein Auto von 200 Stundenkilometer auf 130 abbremst. Es ist dann immer noch schnell". Dem stimmt Thomas Straubhaar, Chef des Hamburger HWWA-Instituts, zu: In den USA komme es nun zu einer "dringend notwendigen Korrektur" einer überhitzten US-Wirtschaft. Auch sei die Abhängigkeit der Euro-Konjunktur von der US-Wirtschaft geringer geworden. Für die deutsche Konjunktur bleibt Donges auf Basis der gestern veröffentlichten Zahlen optimistisch. "Auf diesem Wachstumspfad wird sich Deutschland in den kommenden beiden Jahren weiter bewegen." Wichtig sei nicht, ob das Wachstum im laufenden Jahr 2,8 Prozent - so die Prognose des Sachverständigenrates - betrage oder nur 2,4 Prozent, wie dies das Kieler Instituts für Weltwirtschaft erwartet. "Entscheidend ist, dass die Richtung weiter stimmt". Wachstumsrisiken sieht er kaum: Der geldpolitische Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) sei nicht restriktiv - deswegen sei im Übrigen auch keine Zinssenkung notwendig. "Auch an der Lohnfront haben wir Ruhe, die Steuerreform wirkt sich belebend auf Konsum und Investitionen aus." Die einzige Wachstumsgefahr sieht der Wirtschaftsweise in einer "drohenden Verwässerung" der Reformpolitik der Bundesregierung. Bundesfinanzminister Hans Eichel erklärte, die Bundesregierung halte für 2001 an ihrer Prognose von 2,75 Prozent fest.

International liegt Deutschland beim BIP-Anstieg noch immer im unteren Bereich. Schätzungen zufolge ist die Wirtschaft in der EU um 3,4 Prozent gewachsen, wobei Irland mit 10,5 und Luxemburg mit 7,8 Prozent die höchsten Wachstumsraten verzeichnen. Die EZB hat am Donnerstag angedeutet, dass sie vorerst nicht an eine Zinssenkung für Euroland denkt.

ari, wmu

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