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Wirtschaft: Konjunktur kommt 2006 nur schwach in Fahrt

Kieler Institut senkt Prognose auf 1,1 Prozent

Berlin Die deutsche Wirtschaft ist mit einer kräftigen Ausweitung der Produktion in das dritte Quartal dieses Jahres gestartet. Wie das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch mitteilte, stellten Industrie, Bau und Kraftwerke im Juli saisonbereinigt 1,2 Prozent mehr her als einen Monat zuvor. Trotzdem wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2006 nur mit geringem Tempo wachsen – das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) senkte seine Prognose für Deutschland auf ein Plus von 1,1 Prozent.

Am Dienstag hatte die Industrie bereits ein starkes Plus bei den Auftragseingängen im Juli gemeldet. Auch zur Steigerung der aktuellen Produktion trug sie mit einer Zunahme von 1,2 Prozent maßgeblich bei. Im weniger schwankungsanfälligen Zweimonatsvergleich Juni/Juli gegenüber April/Mai nahm die Gesamterzeugung des produzierenden Gewerbes saisonbereinigt sogar um 2,0 Prozent zu. Das Wirtschaftsministerium sprach von einem spürbaren Anstieg. „Der Aufwärtstrend der Industrieproduktion hat sich bestätigt und wird sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen“, sagte Minister Wolfgang Clement (SPD).

Der hohe Ölpreis drückt indes die Wachstumsaussichten Deutschlands. „Mit dem nochmaligen Preissprung beim Rohöl haben sich die Aussichten für die deutsche Konjunktur verschlechtert“, erläuterten die Forscher des Kieler IfW in ihrer neuen Prognose. Zumindest die Stagnation im Frühjahr 2005 hat die Wirtschaft zwar überwunden. In diesem Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt aber nur um 0,7 Prozent und im kommenden um 1,1 Prozent zunehmen. Zuvor hatten die Ökonomen noch mit einer Zunahme um 1,3 Prozent gerechnet. Das reicht den IfW-Forschern zufolge allerdings, um die Zahl der Arbeitslosen im kommenden Jahr um 300000 sinken zu lassen.

Zwar werde die Wirtschaft von einem vorübergehenden Aufschwung im Ausland profitieren – der Export könne in diesem Jahr um sechs, im kommenden sogar um sieben Prozent zulegen. Hilfreich sei dabei auch eine Senkung der Sozialbeiträge, wie es die Union plant. „Die Binnennachfrage dürfte dagegen etwas abnehmen, nicht zuletzt weil die Konsumfreude der privaten Haushalte durch den Ölpreisanstieg gedämpft wird.“

Die Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 werde sich beim Wachstum kaum bemerkbar machen. „Stimuliert wird der Export im kommenden Jahr auch dadurch, dass die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen wird“, erklärt das IfW unter Verweis darauf, dass die Ausgaben der erwarteten rund eine Million ausländischen Gäste als Export verbucht werden. Die Investitionen, etwa in neue Fernsehgeräte oder Stadien, seien aber bereits getätigt.

Keine Entwarnung gibt es dagegen bei der Binnennachfrage: Der Konsum der Verbraucher werden in diesem Jahr um 0,3 und im kommenden um 0,6 Prozent zurückgehen. Bereits in der zweiten Hälfte 2006 werde sich die Wirtschaftserholung daher wieder abschwächen. brö

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