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Wie hart trifft die Krise die Eurozone? Die OECD fordert Wachstumsimpulse.

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Konjunktur: OECD warnt vor Rezession in der Eurozone

Der Eurozone drohen magere Zeiten: Die Wirtschaftsorganisation OECD prognostiziert in ihrem neuen Bericht eine Rezession. Als Ausweg schlagen die Experten unter anderem Eurobonds vor.

Die Krise in der Eurozone könnte nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Erholung der Weltwirtschaft ernsthaft gefährden. In ihrem am Dienstag veröffentlichten Halbjahresausblick senkte die OECD ihre Prognose für die Eurozone und erwartet nun 2012 eine leichte Rezession von 0,1 Prozent. Für Deutschland sagen die Experten ein Wachstum von 1,2 Prozent voraus. Weltweit geht die OECD von einem Wachstum in diesem Jahr von 3,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus. Wachstumsmotor sind dabei die USA mit einem Wachstum, das die Experten von 2,0 auf 2,4 Prozent nach oben korrigierten.

Für den Euroraum senkte die OECD ihre Prognose von einem leichten Wachstumsplus von 0,2 Prozent, von dem die Organisation noch im November ausgegangen war, auf ein Minus von 0,1 Prozent. „Die Krise in der Eurozone bleibt das größte Abwärtsrisiko“, erklärte OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan in Paris. Für 2013 sagen die OECD-Experten in der Eurozone ein Wachstum von 0,9 Prozent voraus. Am besten schneidet unter den Euroländern Deutschland mit einem Wachstum von 2,0 Prozent im nächsten Jahr ab, das vor allem durch die Binnennachfrage angekurbelt werden dürfte. „Wir gehen davon aus, dass ab der Jahresmitte der deutsche Konsument die Brieftasche rausholt“, sagte der Experte Eckhard Wurzel. Die Arbeitslosigkeit dürfte in Deutschland laut den Kriterien der Bundesagentur für Arbeit bei 6,8 Prozent liegen und dann 2013 auf 6,5 Prozent zurückgehen. In der Eurozone dürften die Arbeitslosenzahlen etwa doppelt so hoch liegen.

Insgesamt sieht die OECD in der Eurozone eine „deutliche Kluft“ zwischen einem kräftigeren Wachstum in Ländern wie Deutschland und Ländern mit hohen Schulden wie Griechenland. Für Griechenland sagt die Organisation einen Rückgang des BIP um 5,3 Prozent in diesem Jahr und 1,3 Prozent im nächsten Jahr voraus. Die Zahlen gelten allerdings nur, wenn die Sparvorgaben der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) voll umgesetzt würden, warnte die OECD. Falls das nicht passiere, werde sich das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit erhöhen, „was unberechenbare Folgen hätte“.

Vorschläge für einen "Wachstumspakt"

In Griechenland und anderen Euroländern hätten die jüngsten Wahlergebnisse eine „Reformmüdigkeit“ gezeigt, bemerkte Padoan. Die Bereitschaft zu weiteren Sparmaßnahmen habe dort möglicherweise ihre Grenzen erreicht. Eine für alle Länder des Euroraums gleichermaßen strenge Haushaltsdisziplin lehnt die OECD ab. „Dort, wo das Wachstum enttäuschend ausfällt, sollten abrupte fiskalische Anpassungen verhindert werden“, heißt es in dem Wirtschaftsausblick.

Für einen „Wachstumspakt“, der nach einer erfolgreichen Konsolidierung der öffentlichen Finanzen auf den Weg gebracht werden könnte, schlug die OECD mehrere Maßnahmen vor, darunter in einem späteren Schritt auch Eurobonds. Diese Gemeinschaftsanleihen, für die alle Euroländer haften, befürwortet der französische Präsident François Hollande, während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) solche Papiere ablehnt.
Die OECD greift auch andere Vorschläge Hollandes wie die Umverteilung der Mittel aus den EU-Strukturfonds für Wachstumsinitiativen auf. Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen am Mittwoch in Brüssel über Hollandes Initiative beraten. (afp)

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