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Konjunktur: Ökonomen fürchten Abschwächung

Finanzmarktkrise, starker Euro, weltweite konjunkturelle Abkühlung: Bislang zeigt sich die deutsche Wirtschaft recht stabil. Doch das könnte sich ändern. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OECD) mahnt daher weitere Reformen an.

Die Finanzmarktkrise und der starke Euro haben der deutschen Wirtschaft bislang kaum etwas anhaben können. Das könnte sich in den kommenden Monaten aber ändern, warnenVolkswirte und Institute. Besonders pessimistisch zeigte sich am Mittwoch der Internationale Währungsfonds (IWF): Im Zuge der weltweiten konjunkturellen Abkühlung werde die deutsche Wirtschaft 2008 voraussichtlich nur noch um 1,4 und 2009 um 1,0 Prozent zulegen, warnte der Fonds.

Wachsende Skepsis gibt es auch beim Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI). „2009 wird aus ökonomischer Sicht ein Schicksalsjahr werden“, meinte HWWI-Direktor Thomas Straubhaar. Dann werde sich zeigen, in welchem Umfang die indirekten Folgen der Finanzkrise aus den USA nach Europa und Deutschland herüberschwappen. Auch für das laufende Jahr schraubte das Institut seine Wachstumsprognose nach unten, von 1,7 Prozent auf nun 1,3 Prozent.

Die Dresdner Bank revidierte ebenfalls ihre Erwartungen nach unten. Statt mit 2,5 Prozent Wachstum rechnet sie jetzt noch mit einem Plus von 1,8 Prozent. „Die deutsche Konjunktur verliert nur vorübergehend an Dynamik“, meinte Chefvolkswirt Michael Heise. Optimistischer zeigte sich die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OECD). 2008 werde das deutsche Bruttoinlandsprodukt noch um 2,1 Prozent zulegen, für 2009 rechnet die Organisation aber nur noch mit einem Plus von 1,6 Prozent. Zur Sicherung des Aufschwungs seien weitere Reformanstrengungen nötig, mahnte OECD-Generalsekretär Angel Gurría in Berlin an, der Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) gestern seinen Länderbericht Deutschland überreichte.

Vor allem in der Bildung müsse die Bundesregierung mehr tun, mahnte Gurría. Auch auf dem Arbeitsmarkt sieht die OECD weiteren Reformbedarf. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Beschäftigten sei nur in Holland noch niedriger als hierzulande. Als Ursache nennt die OECD unter anderem das Ehegattensplitting: Weil der Zuverdienst verheirateter Frauen hoch besteuert werde, verzichteten viele qualifizierte Frauen darauf, Vollzeit zu arbeiten. Die OECD warnt zudem, dass sich Mindestlöhne für einzelne Branchen beschäftigungsmindernd auswirken könnten.

„Das wirtschaftliche Umfeld ist schwieriger geworden“, bestätigte Wirtschaftsminister Glos. Trotzdem geht die Bundesregierung für 2008 unverändert von einem Wachstum von 1,7 Prozent aus. pet

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