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Konjunktur: Siemens weitet Kurzarbeit aus

Beim Münchener Elektrokonzern Siemens stellt man sich auf eine jahrelange Konjunktur-Talfahrt ein und reagiert darauf mit einer Ausweitung der Kurzarbeit. Berlin ist wohl nicht betroffen.

Berlin - Deutschlands große Industriekonzerne haben Schritte eingeleitet, um der weltweit niedrigen Nachfrage zu begegnen. Beim Münchener Elektrokonzern Siemens stellt man sich auf eine jahrelange Konjunktur-Talfahrt ein und reagiert darauf mit einer Ausweitung der Kurzarbeit. Beim Mischkonzern Evonik erklärten sich Manager zum Gehaltsverzicht bereit, und der Stahlkonzern Thyssen-Krupp beschloss am Freitag gar einen Umbau seiner Konzernstruktur – um Kosten zu sparen.

Bei Siemens werde sich die Zahl der bisher rund 7400 von Kurzarbeit betroffenen Beschäftigten deutlich erhöhen, kündigte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser bereits am Donnerstagabend in München an. „Wir sind der Auffassung, dass die Kurzarbeit ein sehr probates Mittel ist, eine längere Schwächephase zu überbrücken“, sagte er. Nach der Antriebs- und Automatisierungstechnik sowie der Lichttechnik-Tochter Osram werde es auch andere Sparten treffen, sagte Kaeser weiter.

Er machte keine detaillierten Angaben, welche Sparten oder Standorte genau betroffen sein werden, nannte aber Sparten, die derzeit ganz gut laufen: Die Medizintechnik und die Energietechnik. In die Sparte fällt auch das Berliner Gasturbinenwerk. Vor dem Hintergrund hieß es auch am Freitag bei Siemens, dass die rund 13 000 Beschäftigten in der Hauptstadt – abgesehen von Osram – derzeit wohl nicht mit Kurzarbeit rechnen müssen. „Die Krise ist bei Siemens angekommen, aber wir sind nicht in der Krise“, sagte Kaeser. An der von Analysten als unrealistisch eingestuften Prognose für das im September endende Geschäftsjahr hielt er im Prinzip fest: Der Konzern rechnete zuletzt mit einem operativen Ergebnis von 8,5 Milliarden Euro.

Der Essener Mischkonzern Evonik will derweil die Personalkosten drücken, um betriebsbedingte Kündigungen bis Ende Juni 2010 zu verhindern. Vorstand, Betriebsrat und die Gewerkschaft IG BCE einigten sich am Freitag auf ein entsprechendes Maßnahmenbündel, wie sie gemeinsam erklärten. Danach soll es für den Kreis der Konzernführungskräfte 2009 keine Anhebung der Grundvergütung geben. Bonusleistungen und vergleichbare Entgeltbestandteile werden für 2009 um 50 Prozent gekürzt. Auch der Vorstand will auf die Hälfte der Boni verzichten, hieß es im Konzern. Die Maßnahmen sind Teil eines Sparpaketes, mit dem Evonik-Chef Klaus Engel die Kosten im Jahr 2009 um rund 300 Millionen Euro drücken will. 3000 Mitarbeiter befinden sich bereits in Kurzarbeit.

Bei Deutschlands größtem Stahlkocher Thyssen-Krupp beschloss der Aufsichtsrat am Freitag in Düsseldorf den größten Konzernumbau seit zehn Jahren. Die bislang fünf Konzernsparten Stahl, Edelstahl, Dienstleistungen, Industriegüter und Aufzüge sollen zu zwei Bereichen zusammengefasst werden. Damit sollen mehrere hundert Arbeitsplätze in der Verwaltung eingespart werden. Insgesamt soll das 500 Millionen Euro jährlich sparen. Vorstandschef Ekkehard Schulz mochte betriebsbedingte Kündigungen und Standortsschließungen erneut nicht ausschließen. Derzeit befinden sich bereits 30 000 der 200 000 Konzernmitarbeiter in Kurzarbeit. kph/lab

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