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Konjunktur: Verbraucherpreise steigen moderat

Die Verbraucherpreise in Deutschland steigen trotz der Mehrwertsteueranhebung nur leicht. Es wird damit gerechnet, dass die Erhöhung auf 19 Prozent bis Mitte des Jahres an die Kunden weitergegeben wird.

Wiesbaden/Düsseldorf - Im Februar lag die jährliche Teuerungsrate wie schon im Januar bei 1,6 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) geht davon aus, dass bis zur Jahresmitte 2007 etwa ein Drittel der Mehrwertsteuer-Erhöhung an die Kunden weitergeben wird. Die Mehrwertsteuer-Erhöhung um drei Prozentpunkte zum Jahreswechsel werde zu jeweils einem Drittel von Handel, Industrie und Verbrauchern zu schultern sein.

Nach mehreren anderen Instituten hob nun auch das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) seine Prognose für das Wirtschaftswachstum an. Für 2007 seien 2,3 Prozent zu erwarten. Im Vergleich zum Jahresende 2006 sei damit die Prognose um 0,4 Punkte angehoben worden, sagte Konjunkturforscher Roland Döhrn in Essen.

EZB: Aussichten günstig

Das RWI liegt damit für 2007 im Mittelfeld zwischen dem Institut für Wirtschaftsforschung in Halle, das am Mittwoch ein Wachstum von 2,0 Prozent vorhergesagt hatte, und einer Prognose von 2,8 Prozent des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Für 2008 rechnet das RWI mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 2,6 Prozent.

Am Einzelhandel ging der Konjunkturaufschwung nach Verbandsangaben bisher allerdings vorbei. "Vom Aufschwung hat der Handel bisher noch nichts gespürt", sagte Verbandspräsidenten Josef Sanktjohanser in Düsseldorf. Nach Abzug der Preissteigerungen werde der deutsche Einzelhandel in diesem Jahr voraussichtlich ein reales Umsatzminus zwischen 0,5 Prozent und 1,0 Prozent verzeichnen. Der Verband geht davon aus, dass die Zahl der Insolvenzen in der Branche in diesem Jahr deutlich um etwa 1000 auf 4500 zunehmen wird. Auch der Beschäftigungsrückgang werde sich fortsetzen.

Nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Aussichten für die Konjunkturentwicklung auf mittlere Sicht nach wie vor günstig. Das globale Wirtschaftswachstum sei inzwischen ausgewogener auf die verschiedenen Regionen verteilt. Zudem werde die Nachfrage innerhalb des Eurogebiets ihre kräftige Dynamik beibehalten. Die Leitzinsen seien trotz der jüngsten Anhebungen moderat und die Geldpolitik unterstütze das Wachstum der Wirtschaft, heißt es im Monatsbericht für März. Geldmenge und Kreditvergabe würden aber kräftig wachsen, mittelfristig bestünden Aufwärtsrisiken für die Inflation. Die EZB hatte zuletzt ihren Leitzins vor einer Woche um 0,25 Punkte auf 3,75 Prozent angehoben.

Euro-Teuerung bleibt ebenfalls niedrig

Die Politik forderte die EZB auf, angesichts des günstigen wirtschaftlichen Umfeldes Schulden abzubauen. Die Gelegenheit sollte genutzt werden, um bis spätestens 2010 in allen Ländern des Euro-Raumes solide öffentliche Finanzen zu erreichen. Dies würde dann längerfristig das Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum stützen.

Nach Einschätzung des Forschungsinstituts RWI steht der Aufschwung in Deutschland inzwischen auf einer breiten Basis. Es spreche vieles dafür, dass er anhalte. Getragen werde die Entwicklung vorwiegend von der Nachfrage im Inland. Verantwortlich dafür seien in erster Linie die Investitionen. Durch den kräftigen Anstieg der Beschäftigung stiegen aber auch die privaten Konsumausgaben. Ein Risiko seien jedoch drohende kräftige Lohnerhöhungen, die auf lange Frist den Abbau der Arbeitslosigkeit gefährden könnten. Am Arbeitsmarkt werde mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote von 10,3 Prozent auf 8,8 Prozent im laufenden Jahr gerechnet. Für 2008 werde ein weiterer Rückgang auf 8,2 Prozent erwartet.

Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes waren die Verbraucherpreise im Februar im Vergleich zum Vormonat im 0,4 Prozent gestiegen. Damit wurde die erste Schätzung der Statistiker von Ende Februar bestätigt. Dämpfend wirkten sich wie bereits in den Vormonaten die niedrigeren Preise für Benzin und Heizöl aus. Ohne die Einrechnung von Mineralölprodukten hätte die jährliche Teuerungsrate im Februar bei 1,9 Prozent gelegen. Nach Definition der EZB herrscht bei einer Jahresrate von knapp unter 2,0 Prozent Preisstabilität.

Auch im Euro-Gebiet bleibt die Teuerung auf niedrigem Niveau. Die jährliche Inflationsrate betrug hier im Februar wie im Vormonat 1,8 Prozent, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg mit. In der gesamten EU mit 27 Staaten blieb die Rate bei 2,1 Prozent stabil. (tso/dpa)

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