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Porsche verkauft vorübergehend keine neuen Autos in Europa mehr. Der Sportwagenhersteller kommt mit der Anpassung an neue Abgasnormen nicht hinterher.

© Ralph Orlowski/REUTERS

Konjunkturaussichten in Deutschland: Das Ende des Aufschwungs ist absehbar

Nach neun Jahren Wachstum, vergisst man fast, dass es auch Rezessionen gibt. Aber die Ursachen des bevorstehenden Abschwungs sind hausgemacht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ursula Weidenfeld

Wenn ein Aufschwung erst einmal neun Jahre alt ist, vergisst man leicht, dass es auch Rezessionen gibt. Man denkt, diesmal endlich sei es gelungen, den Konjunkturzyklus zu besiegen. Es werde mal mehr, mal weniger Wachstum geben, aber im Kern bleibe die Volkswirtschaft rosig und gesund wie ein fröhliches Kleinkind. Leider ist es nicht so. Es mehren sich in Deutschland die Anzeichen, dass auch dieser Aufschwung bald sein Ende finden wird. Auf Mitleid, Solidarität und Nachsicht der Handelspartner sollte Deutschland dann vorsichtshalber keine Wette machen.

Zu niedrige Investitionen bremsen die Konjunktur

Wenn man wissen will, wie es um den Aufschwung bestellt ist, muss man schauen, wie viele neue Aufträge die Industrie bekommt. Die Zahlen der vergangenen Woche zeigen, dass nun bereits zum vierten Mal in Folge weniger Industrieprodukte bestellt worden sind. Die Auftragsbücher seien aber immer noch supervoll, die Wirtschaft arbeite an der Kapazitätsgrenze, wird gleich hinterhergemeldet. Doch dieser Trost verharmlost gleich zwei Phänomene. Erstens entwickelt sich die unter Hochdruck arbeitende Industrie selbst zur Konjunkturbremse. Wenn nicht deutlich mehr produziert werden kann, können auch keine neuen Aufträge angenommen werden.

Zweitens aber investieren die Unternehmen seit Jahren viel zu wenig, um von einem weiteren Wachstum der Weltwirtschaft profitieren zu können. Bestes Beispiel ist die deutsche Autoindustrie. Da sie in den vergangenen Jahren zwar viel Energie darauf verwendet hat, bei den Abgaswerten zu tricksen, aber zu wenig, um in bessere Abgastechnologie zu investieren, können ab August viele Modelle nicht mehr geliefert werden. Klar, dass dann auch die Bestellungen weiter zurückgehen.

Wir finanzieren lieber den Konsum der USA als die eigene Zukunft

Obwohl die Wirtschaft im Moment noch großartig läuft, reicht das Vertrauen der Verbraucher und der Unternehmen nicht, um einzukaufen und zu investieren. Dass wir immer noch lieber den Konsum der Amerikaner finanzieren, als die eigene Zukunft in Europa, stößt unseren Handelspartnern schon lange sauer auf.

Spätestens jetzt sollte es uns zum Nachdenken bringen.

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