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Konjunkturforschung: Institut findet Löhne zu niedrig

Die schwache Lohnentwicklung in Deutschland könnte auch den Aufschwung ausbremsen. Das befürchten zumindest die Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung.

Berlin - Arbeit in Deutschland verteuert sich weiterhin langsamer als in vielen anderen europäischen Ländern. Um 2,3 Prozent wuchsen die Kosten je Arbeitsstunde im Jahr 2009 – im Durchschnitt der Euro-Zone waren es dagegen 2,9 Prozent. Das hat das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) berechnet. In diesem Jahr werde das Plus bei zwei Prozent liegen. IMK-Chef Gustav Horn sieht darin ein Problem. Zwar zeige dies, dass die deutsche Wirtschaft international sehr wettbewerbsfähig sei. „Die schwache Lohnentwicklung hat einen Preis – eine schwache Binnennachfrage“, sagte Horn am Dienstag in Berlin. Diese Tendenz der vergangenen Jahre setze sich nun offenbar fort. Horn befürchtet Konsequenzen für die Binnenwirtschaft. „Wenn die Einkommensentwicklung so flach bleibt, wird sich der von vielen erhoffte Konsumboom nicht einstellen.“

Bereits seit Beginn des Jahrzehnts sind die Arbeitskosten in der Privatwirtschaft in den meisten EU-Staaten stärker gestiegen als hierzulande. Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Bruttolohn die Arbeitgeberanteile der Sozialbeiträge und als Arbeitskosten geltende Steuern. In absoluten Zahlen liegt die Bundesrepublik derzeit mit 29 Euro pro Stunde an siebter Stelle – hinter Belgien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden.

Die sehr mäßige Lohnentwicklung gilt als wichtige Ursache für die deutschen Exporterfolge der vergangenen Jahre. Andere EU-Länder waren weniger erfolgreich – dies hat einigen Ökonomen zufolge die Euro-Schuldenkrise mit ausgelöst. Um diese in Horns Augen „hoch problematischen Ungleichgewichte“ abzubauen, seien höhere Löhne nötig. Hier sei aber in diesem Jahr nicht viel zu erwarten, nur in wenigen Branchen stünden Tarifverhandlungen an. Zugleich sei mit einer Inflationsrate von mehr als zwei Prozent zu rechnen.

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