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Konjunkturprognose: Börsenprofis misstrauen dem Aufschwung

Angesichts neuer Krisenherde blicken Analysten und Anleger pessimistisch auf das kommende halbe Jahr. Die Stimmung der Unternehmer aber hat sich zuletzt verbessert.

Börsenprofis trauen der deutschen Wirtschaft im kommenden halben Jahr keinen kräftigen Aufschwung zu. Die Konjunkturerwartungen fielen im Februar auf 45,1 Punkte von 47,2 im Vormonat, wie eine Umfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ergab. Dies ist der fünfte Rückgang in Folge. Das Institut befragt regelmäßig Analysten und Anleger danach, wie sie die Konjunkturentwicklung einschätzen.

Das ZEW-Konjunkturbarometer zeigt nun den niedrigsten Wert seit Juli 2009. "Zwar haben wir bei der Wirtschaftskrise das Schlimmste hinter uns, aber die Sorgen über die Arbeitsmarktentwicklung, Staatsverschuldung und den Euro sind nicht geringer geworden", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz und deutete weitere Schwankungen an. "Möglicherweise steht uns eine Wellblechkonjunktur bevor."

Die Befragten sagen vor allem für Konsum, Handel und Autoindustrie eine harte Zeit voraus. Auch die Aussichten für die exportabhängige Stahlindustrie und die Chemiebranche bewerteten sie pessimistisch "Die Erwartungen dümpeln vor sich hin, allerdings auf ansehnlichem Niveau", sagte Franz. Die derzeitige Situation beurteilten die Börsenprofis dagegen etwas besser als im Vormonat: Der Lageindex stieg um 1,8 auf minus 54,8 Punkte.

Überraschenderweise deutet die Prognose des ZEW in eine deutlich andere Richtung als die des Ifo-Geschäftsklimaindex, der vor einigen Tagen zum zehnten Mal in Folge gestiegen war. Dieser bündelt die Konjunktureinschätzungen der Unternehmer. Volkswirte der Commerzbank gehen davon aus, dass die Wirtschaft einen Mittelweg einschlagen wird. Die Erholung setze sich wegen der expansiven Geldpolitik und der wachsenden Weltwirtschaft zwar fort, jedoch gebremst durch die großen Haushaltsdefizite der Staaten.

Die deutsche Wirtschaft stagnierte auch im Schlussquartal 2009 trotz steigender Exporte, weil die Unternehmen weniger investierten und die Verbraucher weniger kauften. Der Jahresauftakt dürfte auch wegen des strengen Winters nicht besser laufen. "Vor dem Hintergrund der unvorteilhaften Wetterbedingungen ist es nicht ausgeschlossen, dass das Bruttoinlandsprodukt sich im ersten Quartal seitwärts bewegt oder sogar zurückgeht", sagte Bundesbankpräsident Axel Weber. Ein Rückfall in die Rezession sei aber nicht zu befürchten, sagte ZEW-Experte Peter Westerheide.

Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters

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