zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Konjunktursorgen drücken Euro unter 1,10 Dollar Bruttoinlandsprodukt sinkt im zweiten Quartal um 0,1 Prozent

Berlin (brö). Das schwache deutsche Wirtschaftswachstum hat an den Devisenmärkten für einen Sturz des Euro unter die Marke von 1,10 Dollar geführt.

Berlin (brö). Das schwache deutsche Wirtschaftswachstum hat an den Devisenmärkten für einen Sturz des Euro unter die Marke von 1,10 Dollar geführt. Die Börsen feierten diese Nachricht indes mit einem weiteren Kursanstieg, weil sie auf bessere Exportbedingungen für die deutsche Unternehmen hoffen. Der deutsche Aktienindex Dax stieg am Donnerstag auf 3565 Punkte, das war ein Plus von 1,8 Prozent und zugleich ein neues Jahreshoch. Gefragt waren vor allem Technologie und Autowerte.

Erstmals seit vier Monaten rutschte der Euro zeitweise unter die Marke von 1,10 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Mittag noch auf 1,109 Dollar fest. Händler begründeten den Kurssturz einerseits mit der Furcht der Märkte vor einer anhaltenden Konjunkturschwäche in Europa und andererseits mit den zuletzt guten Wirtschaftsnachrichten aus den USA.

Auslöser der Sorgen war die Nachricht vom Abrutschen Deutschlands in die Rezession. Die Wirtschaftsleistung der größten Volkswirtschaft in der Euro-Zone ist zwischen Anfang April und Ende Juni um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft. Die Summe aller produzierten Güter und Dienstleistungen ging im Vergleich zum Vorquartal auf 494,7 Milliarden Euro zurück, gab das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden bekannt und bestätigte damit eine frühere Schätzung. Schuld daran war der stark zurückgegangene Export. Bereits im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent zurückgegangen. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte, er sei von einer nahen Besserung überzeugt. Darauf deuteten die Frühindikatoren hin. 2004 sei ein Wachstum von zwei Prozent möglich, das sich später auch auf den Arbeitsmarkt auswirken werde.

Der Export ging im Vergleich zum Jahresanfang um 2,3 Prozent zurück. Hier dürften sich die Folgen des in den vergangenen Monaten hohen Euro-Kurses, des Streiks in der ostdeutschen Autoindustrie und der schwachen Weltkonjunktur gezeigt haben. Einen positiven Beitrag zum Wachstum gab es indes erneut von der Inlandsnachfrage, die um 0,4 Prozent zulegte. In Ausrüstungen und in Bauten wurde im zweiten Quartal 2003 dagegen deutlich weniger investiert.

Der Export entscheidet auch darüber, wie es mit der ausfuhrintensiven deutschen Wirtschaft weitergeht. „Die Erfahrungen zeigen, dass sich ein Aufschwung nur dann entfaltet, wenn die Ausfuhr dynamisch wächst“, sagte Jörg Lüschow, Wirtschaftsforscher bei der WestLB in Düsseldorf. Im Windschatten dieser Entwicklung werde über mehr Beschäftigung und höhere Verdienste auch die Binnennachfrage anziehen. Gleichwohl seien die Aussichten vorerst „durchwachsen“, und mit einer durchgreifenden Besserung sei nicht zu rechnen. „Das Gespenst der Rezession wird unser Dauergast“, kommentierte auch Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) die Konjunkturzahlen. Die wirklichen Probleme des Landes seien „hausgemacht und deshalb im Innern zu suchen und zu kurieren“.

Dagegen gab es in den Vereinigten Staaten Zeichen für eine Besserung der Lage. Die Zahl der Erstanträge von US-Bürgern auf Arbeitslosenhilfe sank in der vergangenen Woche auf 386000, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Das war der niedrigste Stand seit Anfang Februar. Zugleich stieg der Sammelindex der zehn wichtigsten Konjunktur-Frühindikatoren im Juli zum vierten Mal in Folge an, erklärte das Forschungsinstitut Conference Board in New York. Diese Daten deuten darauf hin, dass die US-Wirtschaft allmählich Fahrt aufnimmt und die Senkung von Leitzinsen und Steuern Wirkung zeigt.

-

Zur Startseite