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Wirtschaft: Konkurrenz aus der Drogerie

Fotofachhandel kommt gegen die Billigangebote von Rossmann& Co. nicht an

Berlin - Der Fotofachhandel steckt in einer Krise. Die Handelskette Wegert musste Insolvenz anmelden, andere könnten folgen. „Eine Existenz ist fast nicht mehr möglich“, sagt Viviane Meyer. Die Geschäftsführerin des Berliner Traditionsunternehmens Foto Meyer ist ernüchtert. Das wichtige Geschäft mit Kleinbildfilmen und Analog-Abzügen ist durch den Boom der digitalen Fotografie stark zurückgegangen. Colorpapierbilder werden zwar nach wie vor in großen Massen hergestellt, doch Sonderangebote der Drogerie-Discounter im analogen und digitalen Bereich, Internet-Bestellungen und Fotodrucker für daheim setzen dem Fachhandel immer mehr zu.

Vor allem die Drogerien sind eine große Konkurrenz: Rossmann und der Branchenriese Schlecker bieten inzwischen Analog-Abzüge auf einfachem Papier im Format 9 mal 13 bereits ab einem Cent pro Bild an. Fotofachgeschäfte halten zwar mit, aber der Gewinn ist zu gering, um weiterhin vom Fotogeschäft leben zu können. Trotz der niedrigen Preise, behaupten die Drogerien, dass sich das analoge Fotogeschäft für sie lohne. Zudem sei es „selbstverständlich“ auch ein „sehr erfolgreiches Kundenbindungsinstrument“, heißt es bei Rossmann. Aktionen wie Ein-Cent-Abzüge sollen die übrig gebliebenen Analog-Knipser in die Geschäfte holen. Das Geschäft mit dem Kleinbildfilm ist rückläufig. Rossmann schätzt den Anteil der Digital-Abzüge inzwischen auf fast 70 Prozent.

Doch der Preiskampf ist auch im digitalen Bereich angekommen. Das zeigen die Bußgelder, die das Bundeskartellamt kürzlich gegen Schlecker verhängt hat: Weil der Discounter die digitale Fotoentwicklung zwischen April und Oktober vergangenen Jahres unter Einstandspreis angeboten hatte, muss Schlecker nun eine Summe „im unteren fünfstelligen Bereich“ zahlen. Rechtsmittel will der Konzern dagegen nicht einlegen – das sei bei der Bußgeldhöhe nicht „zweckmäßig“, sagt Schlecker. Stattdessen wirbt die Kette nun provokant: „Digitalbilder preisberühmt – billiger dürfen wir nicht!“

Ein günstiger Preis allein ist aber nicht für jeden Hobby-Fotografen ausschlaggebend. „Wir setzen auf gute Bilder und Kunden, die Qualität wollen“, erklärt Viviane Meyer. Aber: Ein andere Qualität als die Drogerie-Discounter anzubieten, ist mit der herkömmlichen Entwicklung über Fotolabore kaum noch möglich. Mit dem Sterben der Fotogeschäfte verschwanden in den letzten Jahren auch die Großlabore. Inzwischen gibt es bundesweit nur noch CeWe Color und Fujicolor sowie kleine Labore, die aber keine Marktrelevanz mehr besitzen.

Bei Foto Meyer bewältigen die Hälfte der Fotoarbeiten inzwischen zwei neu eingestellte Mitarbeiter mit einem Minilab – einem Kompakt-Fotolabor. Der Vorteil: Man kann die Bilder schnell fertig machen und auf Kundenwünsche eingehen. Die Drogerien halten mit Sofort-Druckern dagegen. Damit kann der Kunde sich seine digitalen Fotos vor Ort angucken und gleich ausdrucken. Die Drogeriekette dm hat in ihren fast 800 Filialen bereits 200 Printer aufgestellt, weitere sollen folgen. Dem Fachhandel bleibt nur die Chance, sich auf Kameras, Zubehör und Beratung zu konzentrieren.

Susanne Herrmann

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