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Wirtschaft: Konkurs der US-Fluglinien erzürnt die Lufthansa

Deutsche klagen über massive Wettbewerbsverzerrung durch das amerikanische Insolvenzrecht – und fordern Änderungen

Berlin - Es war ein Schritt, der zwar allseits erwartet wurde, der Konkurrenz in Übersee aber überhaupt nicht gefällt: Die von teurem Öl und hohen Schulden gebeutelten US-Fluggesellschaften Delta Airlines und Northwest Airlines haben am Mittwochabend Konkurs angemeldet. „Delta hat diesen Schritt unternommen, um ihren finanziellen Herausforderungen zu begegnen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und eine langfristige Profitabilität zu sichern“, teilte das Unternehmen mit. Unmittelbar danach erklärte auch Northwest die Insolvenz.

Damit gehören nun 47 Prozent der Kapazität großer amerikanischer Fluggesellschaften zu Konkursunternehmen. Für die Unternehmen ist das aber nicht weiter schlimm – ganz im Gegenteil: Wenn sie Gläubigerschutz nach dem so genannten „Chapter 11“ (Artikel elf) des US-Insolvenzrechts beantragen, bekommen sie eine Verschnaufpause von einigen Monaten, in der sie ihre Gläubiger nicht bedienen müssen. Im Gegenzug müssen die Manager innerhalb von 120 Tagen einen Sanierungsplan vorlegen und darin detailliert darlegen, wie die Schulden zurückgezahlt werden sollen. Ein Teil der Lasten, wie Pensionsverpflichtungen, sind in der Vergangenheit vom Staat übernommen worden. Die Passagiere merken von alldem nichts: Der Flugbetrieb geht währenddessen ungehindert weiter.

Das gilt auch für den Direktflug von Berlin nach New York, den Delta seit dem 3. Mai einmal täglich anbietet. „Wir sind sehr zufrieden mit der Auslastung und den Buchungen im deutschen Markt“, sagte Kimberley Long-Urbanetz, Marketingchefin Deutschland, dem Tagesspiegel. Die Strecke Berlin–New York sei Ende August zu über 90 Prozent ausgelastet gewesen. Delta fliegt zurzeit von vier deutschen Flughäfen in die USA, Northwest nur von Frankfurt am Main.

Während Delta und Northwest also entspannt bleiben, sieht der deutsche Konkurrent Lufthansa eine massive Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der europäischen Luftfahrtgesellschaften. Der Gläubigerschutz nach Chapter 11 bedeute eine einseitige Protektion und gehöre abgeschafft, sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther. In einem globalen Geschäft brauche die Lufthansa auch annähernd gleiche Wettbewerbsbedingungen. „Es darf keine einseitige Protektion regionaler Märkte geben“, sagte er.

Delta und Northwest leiden unter der Konkurrenz der Billigflieger, Überkapazitäten und teurem Kerosin. Die seit Jahren anhaltende Krise hatte sich nach den Terroranschlägen von 2001 noch verschärft.

Der teure Sprit belastet auch die Lufthansa. Wegen der hohen Ölpreise nach dem Hurrikan „Katrina“ wird das Unternehmen die Treibstoffzuschläge anheben. Für Flüge innerhalb Deutschlands und Europas soll sich der Zuschlag um drei auf dann zwölf Euro pro Streckenabschnitt erhöhen, außerhalb Europas um 15 auf dann 52 Euro.

Maren Peters

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