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Wirtschaft: Konsortien präsentieren Angebote für den Großflughafen

BERLIN (mo/Tsp).Einen Tag vor der offiziellen Präsentation der beiden Firmenkonsortien, die sich um den geplanten Großflughafen in Schönefeld bemühen, wurden die der Frankfurter Investmentbank Crédit Suisse First Boston vorliegenden Offerten bereits in Berlin im kleinen Kreis erörtert.

BERLIN (mo/Tsp).Einen Tag vor der offiziellen Präsentation der beiden Firmenkonsortien, die sich um den geplanten Großflughafen in Schönefeld bemühen, wurden die der Frankfurter Investmentbank Crédit Suisse First Boston vorliegenden Offerten bereits in Berlin im kleinen Kreis erörtert.Auch Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing hatte ihr Erscheinen angekündigt.Bei der Verkaufsentscheidung, die von den in der Flughafenholding zusammengeschlossenen Gesellschaftern - dem Bund (26 Prozent), Berlin und Brandenburg (je 37 Prozent) - einstimmig getroffen werden muß, spielen bekanntlich der Preis für die Betreiberlizenz der drei Berliner Flughäfen, die Nutzungsgebühr für die Flugpassagiere, die unter 20 DM liegen soll, und das Gesamtkonzept für Schönefeld eine Rolle.

Wie berichtet, ist es für die Flughafenholding nicht ganz unwichtig, einen ordentlichen Preis zu erzielen.Angesichts der angespannten Haushaltslage, sowohl beim Bund als auch in den Ländern, müssen zusätzliche finanzielle Belastungen vermieden werden.Ob tatsächlich schon heute eine erste Vorentscheidung fällt, ist indes fraglich.Geplant ist, daß die beiden Konsortialführer, die Essener Hochtief AirPort GmbH und die Bonner IVG Holding AG, auch im Beisein der verantwortlichen Vorstände, heute ihre Angebote den Gesellschaftern der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) vorstellen.Möglichst rasch will man dann zu einer Entscheidung über den bevorzugten Bieter kommen.Danach soll im Tandem-Verfahren verhandelt werden.Sollte kein endgültiges Übereinkommen mit dem bevorzugten Bieter zustandekommen, wird mit dem anderen Bewerber weiterverhandelt.Allerdings hat Hochtief bereits zu erkennen gegeben, daß man nicht unbedingt gewillt ist, in einer "Stand-by"-Position zu warten.

Daß man auf eine rasche Vorentscheidung hinarbeitet, ist begreiflich: Waren die Reihen vor Abgabe der vergleichbaren Angebote der Konsortien Anfang September noch fest geschlossen, so gerät nun manches in Bewegung.Während offiziell mit Verweis auf die vereinbarte Vertraulichkeit Stillschweigen bewahrt wird, nimmt die Gesprächsbereitschaft hinter den Kulissen eher zu.Der Zuschlag für das europaweit größte Infrastrukturprojekt, den Großflughafen Berlin Brandenburg International (BBI), ist mit einem Auftragsvolumen von mehreren Milliarden DM verbunden.Allein in der ersten Ausbaustufe wird mit vier bis fünf Mrd.DM gerechnet.Die Entscheidung ist schwierig: Dem Vernehmen nach liegen beide Angebote gleich auf.Den Verkäufern wäre wohl leichter, wenn einer der beiden Anbieter deutlich vorne, der andere deutlich hinten läge.Das ist bisher nicht der Fall.Wie zu hören ist, sind die technischen Konzepte beider Anbieter perfekt.

Anders als das Hochtief-Konsortium, das auch eigene Bauinteressen verfolgt, wirbt das IVG-Konsortium mit der Konzentration auf die reinen Planungs- und Projektierungsarbeiten.Mit der französischen Caisse des Dépôts, die kurzfristig den Platz der Dresdner Bank eingenommen hat, hat IVG nun neben der Commerzbank einen ausländischen Finanzier an Land gezogen.Das Hochtief-Konsorium, das mit dem neuen Flughafen Athen und der Beteiligung am Düsseldorfer Flughafen in jüngerer Zeit von sich reden gemacht hat, rechnet sich mit der Unterstützung der Deutschen Bank und durch die Beteiligung der Bankgesellschaft einen besonderen Vorteil aus.Für Hochtief wäre ein Zuschlag eine besondere Bestätigung, da sich der Konzern seit geraumer Zeit nicht mehr nur um das traditionelle Baugeschäft kümmert, sondern sich schrittweise auch im Airport-Management zum Systemführer entwickelt.Wer immer das Rennen macht - für die öffentliche Hand bleibt mit entscheidend, daß das Projekt BBI am Ende nicht teurer wird als geplant.Das erste privat finanzierte Straßenprojekt in Deutschland, die "Warnow-Querung" in Rostock, die beide Stadthälften durch einen Tunnel verbindet, zeigt, daß das trotz vollständiger Privatisierung passieren kann.1996 bekam der französische Baukonzern Bouygues den Zuschlag.Jetzt wurde eine Finanzierungslücke von 100 Mill.DM ausgemacht - bei einem Komplettpreis von 350 Mill.DM.Zuviel für die Hansestadt.Und auch das Bundesverkehrsministerium will sich an diesem kommunalen Projekt nicht beteiligen.Die Hoffnungen konzentrieren sich jetzt auf den Brüsseler Topf für die transeuropäischen Netze und sonstige öffentliche Mittel.

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