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Wirtschaft: Konzentration auf Biotechnologie

Hoechst-Schering-Tochter Agrevo ergänzt den Pflanzenschutz um die Pflanzenproduktion BERLIN (alf).Das Pflanzenschutzunternehmen Agrevo wandelt sich zunehmend in ein Pflanzenproduktionsunternehmen.

Hoechst-Schering-Tochter Agrevo ergänzt den Pflanzenschutz um die Pflanzenproduktion

BERLIN (alf).Das Pflanzenschutzunternehmen Agrevo wandelt sich zunehmend in ein Pflanzenproduktionsunternehmen.Wie Gerhard Prante, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hoechst Schering Agrevo GmbH, am Montag in Berlin auf der Jahrespressekonferenz sagte, wolle man die "Plattform der Biotechnologie und Gentechnik für künftiges Wachstum voll erschließen".Dabei seien in Deutschland und Europa "wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und nicht lähmende und politisch motivierte Registrierungsprozeduren für biotechnologisch basierte Pflanzenprodukte notwendig, um im internationalen Wettbewerb in dieser Zukunftstechnologie nicht noch weiter zurückzufallen".Die hierzulande geführte Diskussion über Risiken der Gentechnik in der Pflanzenzüchtung sei "irrational" angesichts der Erfahrungen im Pharmabereich.Biotechnisch hergestellte Medikamente würden von niemandem in Frage gestellt.Allerdings kämen die meisten Präparate aus dem Ausland, Deutschland importiere aus dem USA bio- und gentechnisch hergestellte Arzneimittel im Volumen von 2,7 Mrd.DM.Das sei "ein für die Arbeitsmarktsituation und wirtschaftliche Attraktivität des Standortes Deutschland wahrlich alarmierendes Faktum", meinte Prante. Für das laufende Jahr erwartet Agrevo einen Umsatz von gut 4 Mrd.DM, das wären sieben Prozent mehr als 1996; in den ersten neun Monaten stiegen die Erlöse sogar um elf Prozent auf 3,3 Mrd.DM.Das Betriebsergebnis werde voraussichtlich im Gesamtjahr um 100 Mill.DM auf 320 Mill.DM steigen.Die Investitionen in Forschung und Entwicklung betragen rund 450 Mill.DM. Besonders positiv lief die Entwicklung in der Pflanzenbiotechnologie, die durch die Übernahme der belgischen Biotechnikfirma PGS für 1,1 Mrd.DM im vergangenen Herbst ausgebaut worden war.In Kanada wurden in diesem Jahr rund 900 000 Hektar "gentechnisch verbesserter Sommerraps" angebaut, fast 20 Prozent der kanadischen Rapsanbaufläche.In den USA wurden über 300 000 Hektar mit dem sogenannten "Liberty"-System gegen Unkraut behandelt.In Nordamerika erwartet Agrevo in diesem Jahr einen Umsatz von 800 Mill.DM, ein ähnliches Volumen wird in Asien erwartet.Der größte Markt bleibt Europa mit Erlösen von 1,5 Mrd.DM. Agrevo hatte im Mai die holländische Gemüsesaatgutfirma Nunhems gekauft, die wiederum vor kurzem die kalifornische Sunseed Corporation übernahm.Vor zwei Wochen gründete Agrevo ein Joint-venture mit dem australischen Saatgutunternehmen Cotton Seed International für die Züchtung von diversen Baumwollsorten.Prante zufolge wurden 1997 in Nordamerika rund 12 Mill.Hektar "gentechnisch gezielt verbesserte Sorten" angebaut, das entspreche 20 Prozent der Anbaufläche.Somit würden in den kommenden Monaten erstmals Soja-, Mais- und Rapssorten in europäischen Häfen anlanden, die mehr sind "als nur homöopathische Dosen derartiger Ernteprodukte".Prante bezeichnete die Genehmigungszeiten für gentechnisch behandelte Pflanzen in Europa als "schwer erträglich".In den USA und Kanada werde die Bedeutung von Biotechnologie und Gentechnik "weit mehr und effektiver anerkannt und bereits heute in Markt- und Wettbewerbsvorteile umgesetzt".Gleichwohl erwartet Agrevo die Markteinführung von gentechnisch veränderten Mais in Italien und Frankreich im kommenden Jahr sowie in Deutschland 1999."Gentechnisch verbesserter Winterraps" soll zur Jahrtausendwende in Europa eingeführt werden.Prante wies darauf hin, daß Pflanzen in ihrem Erbgut rund 30 000 Gene haben.Bei der gentechnischen Veränderung würden "in der Regel nur einzelne neue Gene hinzugefügt oder pflanzeneigene Gene in ihrer Wirkung gehemmt".Beispielsweise führe die gentechnische Behandlung der Sojabohne zur Bildung von gerade einmal 0,03 Prozent neuem Eiweiß in der Bohne.

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