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Konzern-Roulette: Neuer Dax, neues Glück

An diesem Mittwoch entscheidet sich, wer im Dax bleibt. Zwei Gründungsmitgliedern droht der Abstieg. Und ein Unternehmen dürfte zurückkommen.

Es geht um Auf- oder Abstieg. Darum, wer in der ersten Liga mitspielen darf, und wer in die zweite verbannt wird. Die Kontrahenten, über die die Deutsche Börse am Mittwochabend den Daumen senkt oder hebt, heißen MAN und Continental, Lanxess und Metro.

Einmal im Jahr wird die Zusammensetzung des deutschen Leitindex Dax überprüft. Er bildet die 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen ab. Wer im Dax notiert sein will, muss zwei Kriterien erfüllen. Einerseits betrachtet die Deutsche Börse den Wert des Streubesitzes, andererseits zählt der durchschnittliche Handelsumsatz der Aktie in den vergangenen zwölf Monaten.

Dazugehören wollen alle, denn das verspricht Aufmerksamkeit von Analysten, Investoren, Anlegern und Medien. Und Aufmerksamkeit ist kostbar. „Die Dax-Zugehörigkeit ist in erster Linie eine Prestigefrage“, sagt Berndt Fernow, Leiter der Investmentstrategie im Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Daraus ergäben sich aber auch finanzielle Vorteile. Das Renommee des Dax helfe den Unternehmen, wenn sie Kapitalerhöhungen durchführen oder Anleihen emittieren wollten. „Hier können sich für Dax-Konzerne Zinsvorteile ergeben“, sagt Fernow. Denn der Dax, der bei seiner Einführung 1988 seinen ersten Handelstag mit 1164 Punkten abschloss, hat deutlich an Gewicht gewonnen.

Zudem eröffnen sich für die Aufsteiger neue Anlegerschichten: „Viele institutionelle Anleger wie Banken und Versicherer, aber auch ausländische Investoren kaufen in erster Linie Dax-Titel“, sagt Fernow. Passive Fonds etwa, die den Dax abbilden, müssen die Aufsteiger in ihr Portfolio aufnehmen. Hinzu kommen aktiv gemanagte Fonds, die sich am Dax orientieren. Schätzungen zufolge werden rund 20 Prozent der Marktkapitalisierung im Dax von rund 800 Milliarden Euro von Fonds verwaltet. Besonders in den Tagen vor der Entscheidung können die potenziellen Aufsteiger profitieren, weil Investoren zugreifen. „Gerade die großen Handelsabteilungen der Banken können hier verdienen“, sagt Fernow. Für kleine Anleger lohnen sich solche Geschäfte meist nicht.

Bei der diesjährigen Neuordnung erwischt es möglicherweise die beiden Gründungsmitglieder MAN und Metro. Während der Aufstieg von Continental und der MAN-Abstieg Analysten zufolge als ausgemacht gelten, stehen Metro und Lanxess noch auf der Kippe. Allerdings berichtete die Nachrichtenagentur dpa mit Verweis auf die August-Rangliste der Deutschen Börse, der Aufstieg von Lanxess sei inzwischen gesichert.

Anleger und Investoren haben aber Zeit, sich auf den Wechsel einzustellen. Wirklich umgestellt wird der Dax erst am 21. September.

Die Aufsteiger

LANXESS

Als Bayer im Jahr 2004 einen Teil seines Chemie- und Polymergeschäfts unter dem Namen Lanxess an die Börse brachte, galt die Firma als ungeliebtes Spin-off. Doch das Leverkusener Spezialchemie-Unternehmen schaffte es, mit schwarzen Zahlen durch die Finanzkrise zu kommen, 2011 legte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro zu. Nun hofft der ambitionierte Konzernchef Axel Heitmann auf den Aufstieg in den Dax. Seit Jahresbeginn hat die Aktie des Unternehmens, die momentan im M-Dax der mittelgroßen Werte notiert ist, rund 50 Prozent zugelegt. Derzeit stehen die Titel bei 62,59 Euro und damit fast gleichauf mit Bayer. jmi

CONTINENTAL

Nachdem sich der viel kleinere Familienkonzern Schaeffler vor ein paar Jahren an Conti verhoben hatte, geht es den beiden Partnern heute wieder gut. Sehr gut sogar. Conti wie Schaeffler fahren derzeit Rekordzahlen ein. Schaeffler war 2008 bei Conti eingestiegen und musste damals, mitten in der Krise, allen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. In der Folge stieg der Anteil der Schaefflers auf mehr als 75 Prozent, Ende 2008 fiel dann Conti aus dem Dax. Inzwischen rutschte der Anteil wegen einer Kapitalerhöhung auf rund 60 Prozent. Und Conti kehrt nun zurück in den Kreis der 30 größten Börsenkonzerne. Eine Art Heimkehr, denn Conti gehörte 1988 zu den Gründungsmitgliedern des Dax. alf

Die Absteiger

METRO

Europas drittgrößter Handelskonzern Metro war in den vergangenen Wochen bei den Investoren und Anlegern auf Werbetour gegangen, um den drohenden Abstieg aus dem Dax zu verhindern. Dort ist Metro über die Tochter Kaufhof schon seit der Index-Gründung vertreten.„Wir setzen alles daran, unsere Glaubwürdigkeit zu stärken“, hatte Finanzchef Mark Frese Mitte August verkündet. Nach Meinung von Analysten ist das aber nicht gelungen. „Wir rechnen damit, dass Metro zugunsten von Lanxess aus der ersten Börsenliga ausscheidet“, sagt LBBW-Analyst Berndt Fernow. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung des Streubesitzes bei rund 3,1 Milliarden Euro. Damit läge Metro nur auf Platz 37 der börsennotierten Firmen – zu wenig, um im Dax der 30 Größten mitzuspielen. Die Aktie, die im November noch bei 37 Euro notierte, ist derzeit knapp 24 Euro wert. jmi

MAN

Nach mehr als 250 Jahren MAN-Geschichte übernimmt ein Österreicher die Macht in München. Ferdinand Piëch bemüht sich seit langem um einen starken Lkw-Bereich im VW-Konzern. In jüngster Zeit ist er vorangekommen. Am schwedischen Hersteller Scania hält Volkswagen inzwischen fast 90 Prozent der Stimmen, und bei MAN überschritt Piëch vor drei Monaten die 75-Prozent-Schwelle. Damit schrumpft der Streubesitz auf ein Niveau, das mit der Dax-Zugehörigkeit kaum kompatibel ist – weshalb das Gründungsmitglied den Leitindex nach 25 Jahren wohl verlassen muss. Unter der Führung des früheren Scania-Chefs Leif Östling sollen nun MAN, Scania und die VW Nutzfahrzeuge gemeinsam gegen Marktführer Mercedes antreten. alf

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