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Konzernabspaltung: Time Warner stößt AOL wieder ab

Es war eine der größten Hochzeiten der Medienbranche – nach acht Jahren wird die Ehe nun wieder geschieden. Time Warner will sich vom Onlinedienst AOL lösen.

Time Warner trennt sich von seiner Internetsparte AOL. Damit zieht der größte Medienkonzern der Welt einen Schlussstrich unter ein verlustreiches Engagement. Time Warner und AOL hatten ihren Zusammenschluss auf dem Höhepunkt des Internetbooms verkündet. Doch die Fusion des traditionsreichen Medienkonzerns mit dem noch jungen, aufstrebenden Internetunternehmen konnte die Erwartungen beider Seiten nicht erfüllen.

„Die Trennung ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Neugestaltung von Time Warner“, teilte Unternehmenschef Jeff Bewkes am Donnerstag mit. Time Warner sei danach besser in der Lage, sich auf seine Kerngeschäfte mit Medieninhalten zu konzentrieren. Auch AOL werde als unabhängiges Unternehmen „eine bessere Chance haben, sein Potenzial voll auszuschöpfen“.

Seit längerem sucht Time Warner nach einer Strategie – oder einem Käufer für die kriselnde Internetsparte. Zunächst will Time Warner nun seinen Anteil an AOL von 95 auf 100 Prozent erhöhen. Die ausstehenden fünf Prozent sind noch im Besitz der Internetfirma Google. Nach der vollständigen juristischen Trennung soll AOL dann zum Ende des Jahres als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen agieren.

Die Fusion hatte bei ihrer Bekanntgabe im Jahr 2000 einen Wert von rund 165 Milliarden Dollar – der teuerste Zusammenschluss in der Mediengeschichte. Doch mit dem Platzen der Internetblase gerieten die Aktienkurse beider Unternehmen ins Rutschen. 2001, beim Abschluss der Fusion, hatte sie nur noch einen Wert von 106 Milliarden Dollar. Zu Beginn hieß das Unternehmen noch AOL Time Warner und der ehemalige AOL-Chef Steve Case stand an der Spitze. Die Idee als erstes integriertes Medien- und Kommunikationsunternehmen war, dass AOL die Fernseh-, Film-, Musik- und Zeitschrifteninhalte von Time Warner im Internet verkauft. Die Inhalte wiederum würden AOL neue Abonnenten bringen. Das Kalkül ging nicht auf: Während AOL auf Abo- und Einwahlgebühren setzte, ging der Trend im Netz in eine andere Richtung. Das Geld wird vor allem mit Werbung auf den Webseiten verdient.

AOL brachte Time Warner vor allem eines: Verluste. Allein in den ersten beiden Jahren wurden fast 100 Milliarden Dollar abgeschrieben. Mit der Zeit drehten sich dann auch die Machtverhältnisse im Unternehmen. Inzwischen heißt es wieder Time Warner. Im Februar 2009 meldete der Medienkonzern einen Verlust von 13,4 Milliarden Dollar. Als Grund wurden vor allem massive Abschreibungen von 24,2 Milliarden Dollar auf AOL, auf das Kabelfernsehgeschäft und im Verlagsbereich genannt. 

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