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Wirtschaft: Konzerne erhöhen ihre Dividenden

Deutsche Firmen verdienen 2004 so viel wie noch nie – davon bekommen auch die Aktionäre etwas ab

Düsseldorf Deutschlands börsennotierte Unternehmen verdienen in diesem Jahr so viel wie noch nie und geben den Großteil der Erträge an ihre Aktionäre weiter. Erstmals werden im kommenden Jahr sieben Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) eine Dividende ausschütten, die prozentual so hoch ist wie die Rendite deutscher Staatsanleihen oder diese sogar übertrifft. Das haben Berechnungen von Landesbanken und dem Handelsblatt ergeben.

Mit 15,2 Milliarden Euro werden die 30 Dax-Unternehmen fast so viel ausschütten wie im Rekordjahr 2000. Damals waren es nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts 15,8 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr zahlen vermutlich 25 Unternehmen eine höhere Dividende als 2004. Darauf deuten die Berichte zum dritten Quartal hin. Mit dem Chemie- und Pharmakonzern Bayer präsentierte in der vergangenen Woche das vorletzte Dax-Unternehmen seine Bilanz. Der Konzern war das achte Dax-Unternehmen, das seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr erhöht hat.

Pro Aktie im Dax ergibt sich für 2005 eine durchschnittliche Dividendenrendite von 2,7 Prozent. In diesem Jahr sind es weniger als zwei Prozent. Zum Vergleich: Anleihen des deutschen Staates erbringen bei einer Laufzeit von zehn Jahren derzeit nur 3,7 Prozent.

Berechnungen der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) zufolge schütten die Dax-Unternehmen im kommenden Jahr 41 Prozent mehr aus als 2004. Rund die Hälfte zum Gesamtplus von vier Milliarden Euro trägt die Deutsche Telekom bei. Sie kündigte nach zwei Nullrunden in den vergangenen Jahren an, im kommenden Jahr 62 Cent pro Aktie zu zahlen. Das ist mehr als erwartet und entspricht bei einem derzeitigen Aktienkurs von 16 Euro einer Rendite von 3,9 Prozent. Noch höhere Renditen werden Tui und Daimler-Chrysler mit 4,4 beziehungsweise 4,6 Prozent erbringen. 3,5 Prozent und mehr können Anleger auch bei Eon, RWE, Thyssen-Krupp und MAN erwarten. Damit liegen die Dividendenrenditen von sieben Dax-Unternehmen in der Nähe der zehnjährigen Bundesanleihe. Das hat es noch nie gegeben.

Auch bei der Hypo-Vereinsbank, Commerzbank und Lufthansa dürfte die dividendenlose Zeit vorbei sein. Bei AdidasSalomon erwarten Analysten sogar eine fünfzigprozentige Anhebung der Dividende. Wie bei der Telekom ermöglicht dem Sportartikelhersteller die Schuldentilgung eine großzügige Ausschüttung. „Viele Firmen investieren weniger in Anlagen und Produkte und schütten ihre Gewinne an ihre Anteilseigner aus“, sagt Andreas Hürkamp von der LRP.

Stellt man die Ausschüttungen in Relation zu den Gewinnen, können sich die Unternehmen die Großzügigkeit leisten. Rund fünf Wochen vor Ablauf des letzten Quartals zeichnet sich ab, dass die Dax-Firmen in diesem Jahr so viel wie noch nie verdienen. Gegenüber 2003 beträgt das Plus 60 Prozent. Das belegen übereinstimmende Berechnungen der Finanzdatenspezialisten Ibes und JCF. Bei ihnen laufen die Unternehmensbilanzen und die Erwartungen aller großen Investmentbanken in der Welt zusammen.

Die Quartalsberichte zeigen aber auch, dass der Gewinntrend 2005 nach unten gehen wird. Adidas-Salomon etwa verbuchte zuletzt weniger Aufträge in Europa. Die Autokonzerne leiden unter der Euro-Stärke. Infineon gab einen vorsichtigen Ausblick, RWE senkte seine Erwartungen. Ibes und JCF rechnen damit, dass 2005 das Gewinnwachstum europaweit unter zehn Prozent fallen wird. Entsprechend dürften dann auch die Dax-Dividenden nicht mehr so stark zulegen. som/HB

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