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Wirtschaft: Konzerne sammeln für dicke Kinder

Wirtschaft fordert Mitspracherecht bei Verwendung der Mittel

Berlin (fw/pet). Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) und die Krankenkassen haben den Plan des Verbraucherministeriums begrüßt, die Wirtschaft für das Übergewicht von Kindern zahlen zu lassen. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn auch die Wirtschaft die Mitverantwortung trägt und einen finanziellen Beitrag zur Prävention leistet“, sagte AOK–Sprecherin Heike Wöllenstein. „Wir wollen nicht alleine dafür zahlen.“ Eine Beteiligung der Wirtschaft könne aber nur auf freiwilliger Basis erfolgen, schränkte Clement ein. Die Krankenkassen wollen in Kürze eine eigene Stiftung gründen, die unter anderem auch zur Aufklärung über gesunde Ernährung von Kindern beitragen soll. „Wir wollen die Stiftung auch für andere öffnen“, sagte die Sprecherin.

Das Verbraucherministerium plant nach Informationen des Tagesspiegel, zusammen mit der Ernährungsindustrie einen Fonds aufzulegen, dessen Mittel in die Aufklärung über gesunde Ernährung fließen sollen. Die gesetzlichen Krankenkassen wollen bis Mitte Februar eine eigene Stiftung gründen. Nach Auskunft von Joachim Odenbach, Sprecher des Bundesverbandes der Innungskrankenkassen, soll die Stiftung zunächst mit 0,36 Cent pro Versichertem ausgestattet werden, insgesamt mit 25 Millionen Euro. Der Betrag solle aber „sukzessive aufgestockt werden“. Mit dem Geld soll das Umfeld von sozial schwachen Menschen verbessert werden, um ihnen ein gesünderes Leben zu ermöglichen. Auch die gesunde Ernährung von Kindern soll ein Thema sein.

Die Krankenkassen hoffen auch auf Drittmittel. „Die Stiftung ist offen für eine Beteiligung der Industrie“, sagte der IKK-BV-Sprecher Odenbach. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass die Industrie nicht über die Verwendung der Mittel bestimmen dürfe.

Die Ernährungsindustrie zeigte sich grundsätzlich offen für die Idee eines Fonds – wenn dieser in ihrem Sinne gestaltet sei. „Wir sind bereit, darüber zu reden“, sagte ein Sprecher von Intersnack (Chio-Chips) zum Plan des Verbraucherministeriums. Allerdings müsse man dann aufrechnen, wie viel ein Unternehmen schon jetzt für Aufklärungsmaßnahmen ausgebe. Es dürfe „keine bestimmte Summe wie eine Zwangssteuer festgelegt werden, sagte der Intersnack-Sprecher. Zudem bestehe das Unternehmen auf einem Mitspracherercht der Industrie für die Verwendung der Mittel aus dem Fonds.

Auch der McDonalds-Konzern zeigte sich grundsätzlich offen für eine Fondslösung. Der Konzern ist aktiv an den Gesprächen mit dem Verbraucherministerium beteiligt. Aber auch McDonalds stellte Bedingungen: „Wir wollen ein Mitspracherecht. Es muss klar definiert werden, wie die Mittel verwendet werden“, sagte Konzernsprecherin Ricarda Rücker. Der Ferrero-Konzern (Nutella, Kinderschokolade) forderte, dass auch Unternehmen aus anderen Branchen in einen solchen Fonds einzahlen. Es sei im Übrigen nicht ersichtlich, weshalb ein Fonds, der über ungesunde Lebensstile aufkläre, ausschließlich von der Ernährungsindustrie gespeist werden sollte, sagte eine Sprecherin. In jedem Fall müssten auch diejenigen einen maßgeblichen Beitrag leisten, die die Ursachen für weniger Bewegung setzen, darunter Computer- und Fernsehhersteller.

Experten kritisieren die Fonds-Idee. „Aufklärungskampagnen helfen Kindern nur bedingt“, sagte Christa Schaff, Vorsitzende des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapeuten. „Ohne die Einbindung der Eltern bleibt das Bemühen oft folgenlos.“

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