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Konzernehe: Daimler ohne Chrysler profitabel?

Zehn Jahre nach dem Zusammenschluss von Daimler- Benz mit dem US-Autobauer Chrysler wird das Ende der transatlantischen Autoehe immer wahrscheinlicher. Durch eine Trennung von Chrysler soll die Ertragskraft des Daimler-Konzerns steigen.

Berlin - Vorstandschef Dieter Zetsche bestätigte auf der Hauptversammlung in Berlin erstmals offizielle Gespräche mit Interessenten und nährte Erwartungen über einen Verkauf der angeschlagenen US-Tochter. Aktionärsvertreter zogen eine verheerende Bilanz der Fusion, die eine "einzige Fehlentscheidung" gewesen sei und "seit Jahren wie ein Mühlstein am Hals des Konzerns" hänge. Sie warnten aber vor überhasteten Entscheidungen.

Zu Einzelheiten der Kontakte mit den Chrysler-Interessenten äußerte sich Zetsche vor rund 8000 Aktionären nicht. Offen blieb daher, ob der DAX-Konzern über einen kompletten Verkauf von Chrysler verhandelt oder sich möglicherweise nur von einem Teil des US-Autobauers trennen will. Das Management halte sich nach wie vor alle Optionen offen, um den "größtmöglichen Handlungsspielraum" zu haben, sagte der Vorstandschef. Die Aktien von Daimler-Chrysler verloren im Tagesverlauf 0,65 Prozent auf 61,60 Euro, nachdem sie in den vergangenen Wochen nach der Ankündigung, dass es um eine neue Zukunft für Chrysler gehe, kräftige gewonnen hatten.

Konzernzentrale drängt auf Abstoß von Chrysler

Die schwäbische Konzernzentrale drängt nach einem Milliardenverlust bei der US-Tochter im vergangenen Jahr laut Medienberichten auf einen schnellen Verkauf von Chrysler. Mitte Februar hatte Zetsche auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in Detroit angekündigt, zusätzlich zu einem neuen Sparprogramm alle Optionen für Chrysler prüfen zu wollen. Als Interessenten für Chrysler gelten der kanadische Zulieferer Magna sowie die Finanzinvestoren Cerberus und Blackstone. Cerberus wird vom früheren DaimlerChrysler- und VW-Manager Wolfgang Bernhard beraten. Als möglicher Verkaufspreis werden bis zu neun Milliarden Dollar (rund 6,7 Mrd Euro) genannt.

Aktionärsvertreter nutzen die Hauptversammlung zu einer Generalabrechnung mit dem früheren Management und kritisierten die Fusion mit Chrysler scharf. "Was die 'Welt-AG' angeht, stehen wir vor einem Scherbenhaufen, wie er größer nicht sein könnte", sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Das Zusammengehen mit Chrysler 1998 sei "von vorne bis hinten eine einzige Fehlentscheidung" gewesen. Vor allem das Management um den früheren Vorstandschef Jürgen Schrempp habe sich viele Fehlentscheidungen zu Schulden kommen lassen.

Chrysler soll saniert werden

Bei der Mercedes Car Group laufe es zwar wieder deutlich runder, dafür mache Chrysler erneut Sorgen, sagte Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Die Beteiligung hängt seit Jahren wie ein Mühlstein am Hals des Konzerns und hat auch in 2006 den Aktienkurs gemessen an den verschiedensten Indizes eher dümpeln lassen." Henning Gebhardt von der Fondsgesellschaft DWS erklärte: "Wenn Chrysler am Ende zum Scheidungsrichter geführt würde, wären wir sehr dankbar."

Zetsche betonte, Grundbedingung bei allen möglichen Optionen sei die Umsetzung des im Februar bekannt gegebenen Sanierungsplans bei Chrysler. Das Sparprogramm, das unter anderem den Abbau von 13.000 Arbeitsplätzen bis 2009 vorsieht, soll Chrysler wieder profitabel machen. Darüber hinaus gelte es, die Finanzkraft des gesamten Konzerns zu stärken, für eine klare strategische Ausrichtung zu sorgen und die beste Lösung für die Mitarbeiter zu finden. "Mit dem Prozess bin ich bislang zufrieden. Alles läuft nach Plan."

Erträge des Unternehmens sollen steigen

In den kommenden drei Jahren werde die Ertragskraft des Unternehmens deutlich steigen, kündigte Zetsche an. Der defizitäre Kleinwagenbauer smart soll bereits in diesem Jahr operativ in die schwarzen Zahlen fahren. Einen detaillierteren Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr will Zetsche bei Bekanntgabe der Zahlen für das erste Quartal am 15. Mai geben.

Die Hauptversammlung war außerdem der letzte Auftritt von Hilmar Kopper an der Spitze Aufsichtsrates sein. Für den 72-jährigen Ex-Deutsche-Bank-Sprecher rückt nach 17 Jahren Amtszeit als Chefkontrolleur der derzeitige Eads-Co-Verwaltungsratschef Manfred Bischoff nach. Damit endet eine lange Unternehmenstradition des Autobauers, nach der dem Kontrollgremium ein Mitglied des Frankfurter Kreditinstituts vorsteht. Neu in den DaimlerChrysler-Aufsichtsrat sollte der Chefkontrolleur der Deutschen Bank, Clemens Börsig, gewählt werden. (tso/dpa)

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