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IG-Metall-Chef Detlef Wetzel.

© dpa

Kooperation: Gewerkschaften schließen Viererbündnis

Um Konflikte zwischen den einzelnen Organisationen besser lösen zu können, schmieden vier Gewerkschaften eine neue Allianz. IG-Metall-Chef Detlef Wetzel spricht von einer "bedeutsamen Geschichte".

Berlin - Kooperation statt Krawall: Die Industriegewerkschaften Metall, Chemie und Bau haben sich mit der Eisenbahnergewerkschaft EVG auf ein Viererbündnis verständigt, um künftig Konflikte zwischen den einzelnen Organisationen besser lösen zu können. „Das ist eine sehr bedeutsamen Geschichte“, sagte der IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel am Mittwoch in Berlin.

Bemerkenswert an der Allianz sind die Teilnehmer beziehungsweise die Nicht-Teilnehmer: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist nicht dabei. Doch es ist gerade Verdi mit der die Industriegewerkschaften zuletzt immer wieder aneinander geraten sind. Wetzel führt deshalb seit einigen Monaten Gespräche mit Verdi-Chef Frank Bsirske, um eine Antwort auf die Frage zu finden, welche Gewerkschaften sich um welche Branchen und Unternehmen kümmern darf.

Einige Gewerkschaften nicht dabei

Der Krach zwischen den beiden größten deutschen Gewerkschaften war im vergangenen Herbst so eskaliert, dass ein Auseinanderfliegen des DGB nicht mehr ausgeschlossen war. Zum DGB gehören acht Gewerkschaften. Außer Verdi beteiligen sich auch die Gewerkschaften der Lehrer (GEW) und Polizisten (GdP) sowie die NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) nicht an dem neuen Bündnis. „Jede Gewerkschaft ist eingeladen mitzumachen“, sagte Wetzel.

Im Kern der neuen Verabredung steht die Orientierung an Wertschöpfungsketten. Die alten Branchenzuständigkeiten haben sich nach Einschätzung Wetzels überholt, künftig soll eine Gewerkschaft für die gesamte Wertschöpfung, also sozusagen von der Entwicklung eines Produkts über die Herstellung bis zum Vertrieb zuständig sein.

Der Streit mit Verdi hatte sich vor allem an der Frage entzündet, wer für Logistikunternehmen zuständig ist, die im konkreten Fall für BMW und für Airbus tätig waren, und die sowohl von Verdi als auch von der IG Metall beansprucht wurden. Die Gewerkschaften leiden seit Jahren unter Mitgliederschwund und wildern deshalb immer häufig auch in Revieren der Konkurrenz. Wenn es dann zum Streit kommt, muss als letzte Instanz ein Schiedsverfahren beim DGB entscheiden.

Neue Plattform

Solche Verfahren soll es künftig zwischen den vier Bündnispartnern nur noch in absoluten Ausnahmefällen geben. Die Konflikte sollen nun zwischen den betroffenen Gewerkschaftsvorständen gelöst werden.„Im Grundsatz soll der DGB mit Fragen der Organisationsabgrenzung nicht beschäftig werden.“ Wetzel sprach von einem „großen Maß an Vertrauensarbeit“, das zu dem neuen Bündnis geführt habe. Offenkundig ist dieses Vertrauen im Verhältnis zu Bsirske nicht gegeben

„Wir schaffen eine neue Plattform, um die Einheit des DGB zu festigen“, meinte IG Metall-Chef Wetzel. Das Prinzip der Tarifeinheit, eine Gewerkschaft und ein Tarif für einen Betrieb werde dadurch gestärkt. Der „herausragenden Bedeutung der industriellen Wertschöpfung“ für die deutsche Wirtschaft werde das neue Bündnis gerecht. Den Herausforderungen der Zukunft – demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Digitalisierung - werde man nun besser gerecht, glauben die vier Partner. Eben auch deshalb, weil man sich künftig besser vertragen will. Konfrontation soll es künftig nur noch im Verhältnis zu den Arbeitgebern geben.

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