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Facebook-Chef Mark Zuckerberg will sein Imperium weiter ausbauen – womöglich als nächstes mit der Unterstützung von Banken

© M. J. Sanchez/AP

Kooperation mit Banken?: Facebook greift nach Finanzdaten

Facebook spricht in den USA mit Großbanken über mögliche Kooperationen. Kennt das Netzwerk bald unseren Kontostand?

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Facebook weiß, wer unsere Freunde sind. Wo wir im letzten Urlaub waren. Und womöglich bald auch, wie viel Geld wir auf dem Konto haben. In den USA soll das Soziale Netzwerk auf mehrere Großbanken zugegangen sein und mit ihnen über den Austausch von Daten gesprochen haben. Einem Bericht des Wall Street Journals zufolge sind darunter JP Morgan, Wells Fargo, Citigroup und US Bancorp. Facebook interessiert sich demnach sowohl für den Kontostand als auch für einzelne Transaktionen, also die Frage, was man wo gekauft hat.

Das Unternehmen weist allerdings Teile des Berichtes zurück. „Es ist nicht wahr, dass wir Finanzdienstleister aktiv nach Finanztransaktionsdaten fragen“, erklärt ein Facebook-Sprecher. Der Konzern arbeite aber mit Banken und Kreditkartenunternehmen zusammen, um Dienstleistungen wie Kundenchat oder Kontoführung anzubieten. „Die Idee ist, dass es besser sein kann, mit seiner Bank zu chatten, als am Telefon in der Warteschleife zu sein.“

Mastercard und American Express kooperieren bereits mit Facebook

Schon seit längerem bietet Facebook Unternehmen an, den Messenger zur Kommunikation mit ihren Kunden zu benutzen. Ähnliche Funktionen wurden in diesem Jahr auch bei WhatsApp eingeführt. Auch Finanzdienstleister wie Mastercard, American Express oder Western Union nutzen den Facebook-Messenger bereits und lassen dort etwa Chatbots automatisiert Kundenanfragen beantworten. Offenbar soll das erweitert werden.

Was Facebook konkret vor hat, bleibt aber im Ungefähren. Klar ist: Mit dem Zugang zu Bankdaten könnte Facebook seine Vormachtstellung im Internet weiter ausbauen. Das Soziale Netzwerk will schon lange mehr sein, als eine Plattform, auf der man private Fotos und Nachrichten teilt. So können Nutzer sich auch auf fremden Internetseiten mit ihrem Facebook-Account an melden. Für die Nutzer ist das bequem, für den Konzern ist es aufschlussreich. Bei Finanzfragen könnte das ähnlich sein. Würde das Netzwerk seinen Nutzern etwa ihren Kontostand anzeigen, hätten die den stets im Blick und müssten sich dafür nicht extra beim Onlinebanking anmelden. Facebook würde im Gegenzug erfahren, wie hoch das regelmäßige Einkommen ist.

Zudem könnte Facebook noch besser die Wirkung seiner Werbung kontrollieren. Der Konzern bietet Anzeigenkunden schon jetzt Optionen, die Online und Offline-Welt zu verknüpfen: Sie sollen etwa nachvollziehen können, wenn jemand online auf eine Werbeanzeige geklickt und das entsprechende Produkt dann im Laden gekauft hat. Bisher erfolgt das über die Verknüpfung von Nutzer- und Standortdaten. Der Einblick ins Konto könnte das natürlich deutlich verbessern.

Facebook könnte uns bald Überweisungen ermöglichen

Facebook betont jedoch, dass man die Informationen zu Bankdaten nicht für Werbung verwenden wolle. Dagegen soll es Facebook vor allem darum gehen, seine Nutzer besonders lange auf der eigenen Seite zu halten. Bleibt aber die Frage, warum die Banken dabei mitmachen sollten. Eine Antwort könnte sein: Um dank Facebook selbst mehr über die Kunden zu erfahren. Ein Wissen, das die Institute nutzen könnten, um den Kunden noch gezielter Angebote zu machen.

Facebook wiederum könnte perspektivisch auch noch versuchen, seinen Kunden mehr und mehr direkte finanzielle Transaktionen zu ermöglichen. So können sich Nutzer in den USA über den Messenger bereits seit mehr als drei Jahren Geld an Freunde senden und so beispielsweise Auslagen im Restaurant oder beim Kinobesuch begleichen. Ende 2017 wurde die Funktion auch in Großbritannien und Frankreich eingeführt.

Vorbild könnte der chinesische Messengerdienst WeChat sein, mit dem Asiaten auch Taxis und Essen bestellen oder im Restaurant zu bezahlen. Schließlich setzen immer mehr Anbieter auf das Bezahlen mit dem Handy. So bieten Google und Apple eigene Bezahldienste, bei denen Kunden auch mit dem Smartphone im Laden an der Kasse bezahlen können.

Das Image des Netzwerks ist angeschlagen

Ob die Banken dabei noch einen Konkurrenten möchten, ist fraglich. Für sie steht viel auf dem Spiel. Ihr wichtigstes Gut ist das Vertrauen der Kunden – doch eben das könnte leiden, wenn eine Bank sich mit einem Konzern wie Facebook zusammentut, der für das Sammeln und Auswerten von Daten bekannt ist. So teilte die Großbank JP Morgan dann auch mit, sich auf eine solche Zusammenarbeit nicht einzulassen. Eine Sprecherin sagte: „Wir mussten zu einigen Dingen 'nein' sagen.“

Spätestens seit dem Skandal um Cambridge Analytica ist das Image des Netzwerks angeschlagen: Die Analysefirma soll die Daten von 87 Millionen Facebook-Nutzern für den US-Wahlkampf verwendet haben. Vor diesem Hintergrund dürfte es für Facebook schwer werden, die Banken davon zu überzeugen, die Daten ihrer Kunden herzugeben.

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