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Wirtschaft: Koreanische Mogelpackung Wie WM-Sponsor Hyundai Mercedes ausbremst

München - Der Kampf um die Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen – außerhalb der Stadien. Als offizieller Sponsor und Lieferant des WM-Fuhrparks tritt der koreanische Autohersteller Hyundai an.

München - Der Kampf um die Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen – außerhalb der Stadien. Als offizieller Sponsor und Lieferant des WM-Fuhrparks tritt der koreanische Autohersteller Hyundai an. Er hat dem Weltfußballverband Fifa rund 40 Millionen Euro gezahlt, um einziger Auto-Werbepartner sein zu dürfen. Das Nachsehen hat deshalb Mercedes-Benz: Die deutsche Nobelmarke muss 2006 draußen bleiben, obwohl Daimler seit mehr als 30 Jahren Sponsor der deutschen Nationalmannschaft, Generalsponsor des Deutschen Fußball Bundes 2006 (DFB) und offizieller Partner des Verbandes Fifa ist.

Doch den Stuttgarter Autobauern bleibt noch eine Hintertür offen. Denn weder Hyundai noch die Mannschaften kommen ohne die Mithilfe der Deutschen aus. „Beinahe jeder Fifa-Funktionär hat einen Mercedes in der Garage, darf damit aber nicht zur WM fahren“, sagt Claudia Merzbach, Leiterin der Sportkommunikation bei Mercedes-Benz. Grotesk, aber wahr: Viele Mannschaften werden trotzdem in Daimler-Chrysler-Bussen von Mercedes und Setra vom Hotel zum Spielfeld fahren. Nur darf das keiner merken.

„Hyundai produziert selber Busse“, sagt Konzernsprecherin Petra Freiberg-Wende, „aber die werden nicht nach Europa exportiert.“ Deshalb habe man eine Vereinbarung mit anderen Herstellern getroffen. Sie stellen Fahrzeuge zur Verfügung, die Markenzeichen werden aber überklebt oder verfremdet. „Dazu gehört, dass die Sterne aus dem Lenkrad ausgebaut werden“, bestätigt Claudia Merzbach. Offiziell darf der Mercedes-Stern nirgendwo im WM-Umfeld auftauchen, weder in den Sportstätten noch in Fernsehübertragungen. „Die Fifa hat klar festgelegt, dass nur ein Hersteller pro Bereich berechtigt ist, Sponsor zu sein“, erklärt die Hyundai-Sprecherin. Tatsächlich überwacht der Verband mit einer Heerschar von Anwälten, dass nur die 21 zahlenden Sponsoren öffentlich auftauchen. Wer sich dennoch ins Bild zu rücken versucht, dem drohen drakonische Strafen.

Das ging so weit, dass der „AOL-Arena“ in Hamburg gedroht wurde, sämtliche WM-Spiele abzuziehen, falls sie nicht ihren Namenszug verhülle. Nun wird die Arena Fifa-Stadion Hamburg heißen. Auch alle anderen Stadien verzichten auf ihr Namensrecht. So wird das Gottlieb-Daimler-Stadion, das in der Mercedes-Straße steht, ab Juni 2006 Fifa-Stadion Stuttgart heißen. Keinen Zugriff hat die Fifa allerdings auf das Mercedes-Verkaufscenter, das Daimler im Mai gleich gegenüber eröffnen will. Und Stuttgarts offizieller WM-Botschafter Hansi Müller lässt es sich auch nicht nehmen, seine S-Klasse mit dem Kennzeichen: „S - WM 2006“ zu schmücken.

„Die Fußball-Weltmeisterschaft ist kein Allgemeingut, sondern eine Privatveranstaltung der 207 Fußballverbände“, verteidigt Gregor Lentze, Geschäftsführer der Fifa Marketing & TV Deutschland GmbH das strenge Verfahren des Fußballverbands. Die Organisation koste die Fifa fast eine Milliarde Euro, da komme sie nicht ohne die Gelder der Industrie aus. Also will man sich erkenntlich zeigen.

Hyundai hofft, seine Autos mit der WM-Präsenz und Hilfe von Blatter, Beckenbauer & Co. in Europa bekannter zu machen. Auch ohne eigene Busse wolle man sich als „vollwertiger Automobilanbieter mit großer Modellpalette“ präsentieren, sagt Deutschland-Chef Karl- Heinz Engels. Bis 2010 soll die Produktion um etwa drei Millionen Autos verdoppelt werden. Freuen würde Engels sicher, wenn sich auch Audi-Fahrer Franz Beckenbauer an die Regeln hielte. Es stimme ihn „nachdenklich, wenn in Deutschland eine WM stattfindet und du steigst in ein koreanisches Auto“, hatte Beckenbauer im Tagesspiegel-Interview gesagt.

Nadine Oberhuber

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