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Korruption bei Siemens: Eine Warnung für Manager

Der Siemens-Konzern will seine früheren Vorstände auf Schadenersatz verklagen. Sollte er damit Erfolg haben, könnte das für andere UNternehmen eine Signalwirkung haben.

Berlin - Schadenersatzklagen gegen ehemalige Siemens-Vorstände, über die der Aufsichtsrat an diesem Dienstag entscheiden will, erhöhen nach Meinung von Experten den Druck auf Manager in Deutschland. „Solche Klagen wie auch die Siemens-Affäre insgesamt haben eine Signalwirkung für die deutsche Wirtschaft“, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Montag dem Tagesspiegel. „Der Fall zeigt, was korrupte Manager in deutschen Unternehmen in Zukunft zu erwarten haben.“ Korruption in ähnlicher Größenordnung werde nach der „Ära Siemens“ nie mehr hinter verschlossenen Türen, sondern immer in der Öffentlichkeit verhandelt.

Das Urteil gegen den Ex-Siemens-Manager Reinhard Siekazcek vom Montag spricht laut Prozessbeobachtern jedenfalls für die Forderungen nach Schadenersatz. Der Aufsichtsrat muss schon allein aufgrund der Gesetzeslage tätig werden, um selbst Schadenersatzansprüchen aus dem Weg zu gehen. Die Frage aber, ob Ex-Vorstände wie Heinrich von Pierer, Klaus Kleinfeld und andere auch persönlich zur Kasse gebeten werden können, ist noch ungeklärt. Möglicherweise springen Haftpflichtversicherungen für Mitglieder des Vorstandes ein, sogenannte Directors and Officers Insurances (D&O). Solche Versicherungen zahlen aber nur bei grober Fahrlässigkeit, nicht bei Vorsatz. In jedem Fall muss sich Siemens nach Meinung von Experten auf lange Verhandlungen einstellen. Und selbst wenn die Versicherungen einspringen, reichen vermutlich die Deckungssummen nicht aus.

Schon vor dem Urteil gegen Siekazcek hatte der auf Haftungsfragen spezialisierte Düsseldorfer Anwalt Michael Hendricks erklärt, die Erfolgsaussichten für Schadenersatzklagen stünden gut. „Den Schaden wird Siemens niemals ersetzt bekommen, aber sie müssen machen, was machbar ist“, so der Anwalt in der vergangenen Woche. Daniela Bergdolt hält es für denkbar, dass es bei Siemens offiziell eine Versicherungslösung gibt, dass die Ex-Vorstände intern aber mit persönlichen Regressansprüchen rechnen müssen. Bergdolt erwartet, dass Unternehmen in Zukunft mehr für D&O-Versicherungen zahlen müssen. mot/dpa

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