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Junge Manager sind anfälliger für Korruption, sagen die Experten. Foto: Foto: vege/Fotolia

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Korruption in Firmen: Öfter mal die Hand aufhalten

Laut einer Umfrage nehmen Korruption und Betrug in deutschen Firmen zu. Vor allem jüngere Manager sind demnach anfällig dafür.

Deutschlands Unternehmen leiden weiter unter Betrügereien und Korruption. 18 Prozent der im Winter von der Unternehmensberatung Ernst&Young (E&Y) befragten Firmen berichten, dass sie in den vergangenen zwei Jahren von größeren Betrugs- und Korruptionsfällen betroffen waren. Bei der letzten Umfrage vor zwei Jahren waren es nur 14 Prozent. „Trotzdem gibt es in Deutschland kein strukturelles Problem. Das ist kein Zeichen für eine überbordende Kriminalität in den Unternehmen", sagt E&Y-Experte Stefan Heißner. In Deutschland gebe es im Gegensatz zu anderen Ländern sehr intensive Kontrollen. „Wo funktionierende Überwachungsprozesse im Einsatz sind, da wird auch mehr aufgeklärt“, sagt er. In anderen Länder würden Vergehen eher zufällig aufgedeckt. Die Dunkelziffer sei dort viel höher.

Trotzdem sieht Heißner, der sich seit 20 Jahren mit der Thematik befasst und davor 15 Jahre in diesem Bereich bei der Polizei tätig war, keinen Grund zu Entwarnung. Zum einen gebe es immer neue Felder, die für Betrügereien anfällig seinen. Er erinnert dabei an den Emissionsskandal und die Abgasmanipulationen in der deutschen Automobilindustrie, auch wenn das eher unter Wettbewerbsmanipulation falle. Und daran, dass jüngere Menschen der Umfrage zufolge weltweit eher zu unethischem Verhalten bereit sind. Sie würden etwa gegen Zahlung eines Bargeldbetrages die Lage ihres Unternehmens besser darstellen, als sie tatsächlich ist. Jeder Fünfte aus dieser Gruppe könne sich das vorstellen, bei den über 35-Jährigen sei es nur jeder Achte. Obwohl es in der Vergangenheit etliche Skandale gegeben habe, vermisst Heißner gerade bei den Jüngeren einen nachhaltigen Bewusstseinswandel hin zu sauberem Verhalten.

Manager sehen keine großen Probleme

Trotz der höheren Zahl der Fälle hält kein einziger der befragten Manager deutscher Unternehmen Korruption in Deutschland für ein generelles Problem und für weit verbreitet. Ganz anders sieht es in Brasilien, Kolumbien und Nigeria aus. Dort sagen mehr als 90 Prozent der Unternehmenslenker, dass in ihrem Land Korruption an der Tagesordnung sei. Weltweit liegt diese Quote im Schnitt bei 38 Prozent. In Europa vorne liegt Italien mit 68 Prozent. Erstaunlich dabei: Dass es in den vergangenen beiden Jahren bedeutsame Betrugsfälle in ihrem Unternehmen gegeben habe, sagen nur vier Prozent der italienischen Manager.

Für deutsche Unternehmen gibt es nach Ansicht von Heißner keinen Grund zur Untätigkeit, obwohl sie Korruption hierzulande für nicht verbreitet halten. Zumal mehr als ein Drittel der Manager in Betrügereien und Korruption das größte Risiko für ihren Geschäftserfolg sehen. Mehr als die Hälfte fürchtet aber das Risiko, von Hackerattacken getroffen zu werden. Generell, so Heißner, müsse der Kampf gegen Betrug und Korruption permanent geführt werden. „Er muss Teil der Firmenkultur werden.“ Jedem Beschäftigten müsse klargemacht werden, dass sie nicht im Interesse des Unternehmens handeln, wenn sie bestechen oder betrügen. Sondern dass sie damit ihrer Firma schaden. Toleranz, so Heißner, dürfe es nicht geben. Wer sich eines Verstoßes schuldig gemacht habe, muss Heißner zufolge mit Sanktionen rechnen bis hin zur Entlassung. Allerdings gilt das der Umfrage zufolge aktuell nur für sieben von zehn deutschen Großunternehmen. „Wir brauchen klare Regeln und eine strikte Umsetzung“, sagt er.

Angesichts des immer komplexeren Umfeldes und der auch durch die Digitalisierung wachsenden Gefahren sind die Herausforderungen vor allem für Mittelständler enorm. Eigene Compliance-Abteilungen zur Überwachung und Einhaltung der Regeln seien für sie kaum zu finanzieren. E&Y übernimmt deshalb immer häufiger diese Compliance-Aufgaben. Laut Heißner sind es aktuell rund 50 Firmen, die die Compliance an seine Unternehmensberatung ausgelagert haben. Darunter sind auch große Konzerne.

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