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Wirtschaft: KPN: Niederländische Telefongesellschaft baut Verluste ab

Die hoch verschuldete niederländische Telefongesellschaft KPN hat im ersten Halbjahr 2001 einen Verlust einschließlich außerordentlicher Posten von 1,04 Milliarden Euro gemacht. Im vorigen Jahr lag der Verlust noch bei 19 Millionen Euro.

Die hoch verschuldete niederländische Telefongesellschaft KPN hat im ersten Halbjahr 2001 einen Verlust einschließlich außerordentlicher Posten von 1,04 Milliarden Euro gemacht. Im vorigen Jahr lag der Verlust noch bei 19 Millionen Euro. KPN teilte in Den Haag mit, der große Unterschied sei durch den Erwerb des deutschen Mobilfunkbetreibers E-Plus und der UMTS-Lizenzen sowie durch Abschreibungen, höhere Finanzierungskosten und Buchverluste entstanden. Um jährlich 700 Millionen Euro einsparen zu können, will KPN die bereits angekündigte Streichung von 8000 Arbeitsplätzen schon im Jahr 2003 erreichen. Dadurch seien auch Entlassungen nicht auszuschließen, sagte KPN-Chef Paul Smits.

Der KPN-Umsatz hat sich im ersten Halbjahr 2001 um 18,8 Prozent auf 6,13 Milliarden Euro erhöht. Allein im zweiten Quartal war der Umsatz um 17,5 Prozent auf 3,17 Milliarden gestiegen. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern einen Umsatzwachstum von 15 Prozent gegenüber 2000 und eine Zunahme des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von fünf Prozent.

Am Freitagnachmittag hatte KPN die Fusionsgespräche mit dem ehemaligen belgischen Telefonmonopolisten Belgacom abgebrochen. Grund: Der Börsenkurs von KPN war während der Verhandlungen auf um zwei Drittel gesunken. Die geplante Benelux-Telekom war aber auch an der Unterschiedlichkeit der Partner gescheitert. KPN macht einen doppelt so hohen Jahresumsatz wie Belgacom, beschäftigt doppelt soviele Angestellte und hat sich auch in europäischen Ländern eingekauft. Das wurde für das Unternehmen, das erst 1998 privatisiert wurde, zum Problem: Durch den Erwerb der teuren Lizenzen für den neuen Mobilfunkstandard UMTS häufte es gewaltige Schulden auf. Hinzu kam die Mehrheitsübernahme bei E-Plus. Seither ist der Vorstand mit dem Verkauf von Beteiligungen und Immobilien beschäftigt, um den Schuldenstand von 22,8 Milliarden Euro abzubauen.

Belgacom dagegen beschränkte sich weitgehend auf den belgischen Markt, hat nur 1,5 Milliarden Euro Schulden und eine neunmal kleinere Bilanzsumme als KPN. Die Bewertung beider Unternehmen war dann auch Streitpunkt bei den Unterhändlern. Obwohl KPN fast doppelt soviele Festnetz- und Internetkunden sowie dreimal mehr Handykunden betreut, ergäben die Bilanzdaten ein Übergewicht von 60 zu 40 zugunsten der Belgier.

Der Vorstandschef sollte aus Belgien kommen, Sitz der neuen Gesellschaft sollte Brüssel werden, und im Vorstand sollten Belgier die Mehrheit haben. Zeitungen berichten, die belgische Regierung habe noch weiter gehende Forderungen gestellt: Der belgische Vorstandschef sollte ein Vetorecht sowie die entscheidende Stimme bei der Auswahl der Direktoren der niederländischen Seite haben. Da die Belgacom-Belegschaft Kündigungsschutz genießt, hätte dies dazu geführt, dass Personalabbau nur bei KPN stattgefunden hätte.

Die Zukunft für KPN sieht nun düster aus. Nach Bekanntwerden des Scheiterns sackte der Kurs um mehr als 20 Prozent. Eine Kapitalerhöhung durch den Staat, der an KPN noch 35 Prozent hält, dürfte an der EU-Kommission scheitern.

kb

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