zum Hauptinhalt
Mit Höchstgeschwindigkeit. Die meisten der zerstörten Trassen für den Schnellzug Shinkansen seien wieder hergestellt, sagt die japanische Tourismus-Behörde.

© promo

Kraft aus der Katastrophe: Japan will die Zahl der Besucher verfünffachen

Ein Jahr nach Erdbeben, Tsunami und Atomunfall erholt sich die japanische Tourismusbranche langsam. Die ehrgeizigen Ziele sind klar - der Weg dorthin weniger.

Mitomo Matano von der japanischen Tourismus-Agentur kann schon wieder Witze machen. Er habe einen Jetlag und das Sushi im Flugzeug sei sehr gut gewesen. Er bitte deshalb um Entschuldigung, wenn er bei seinem Vortrag auf der Auftakt-Pressekonferenz seines Landes bei der ITB etwas träge wirke.

Japan ist kein klassisches Reiseland. Das war es auch nicht, bevor vor einem Jahr ein Erdbeben das Land erschütterte, der nachfolgende Tsunami tausende Menschen tötete und mit Fukushima den schwersten Atomunfall seit Tschernobyl vor 25 Jahren nach sich zog. Dennoch war 2011 auch ein Katastrophenjahr für die japanische Tourismusindustrie. Allein in den Monaten März, April und Mai brach die Zahl ausländischer Besucher um mehr als die Hälfte ein. Über das Jahr gesehen kamen nach Angaben der Tourismus-Agentur 2,4 Millionen Touristen weniger als ein Jahr zuvor (8,6 Millionen).

Doch so zynisch es angesichts der Ereignisse im März vergangenen Jahres scheint, ist es fast ein Glück, dass der Auslandstourismus für die japanische Volkswirtschaft eine eher untergeordnete Rolle spielt. Deutschland beispielsweise zählte 2010 rund 24 Millionen ausländische Besucher, die Branche erzielte nach eigenen Angaben zuletzt 4,4 Prozent der Bruttowertschöpfung der Bundesrepublik, etwa 100 Milliarden Euro. Ein vergleichbar großer Einbruch der Besucherzahlen wie in Japan würde hierzulande deutlich tiefere Spuren hinterlassen.

Und so geben sich die Japaner zur ITB keineswegs niedergeschlagen, sondern eher kämpferisch. Im Januar 2012 habe die Zahl ausländischer Besucher lediglich vier Prozent niedriger gelegen als ein Jahr zuvor, sagte Takeshi Nakane, designierter Botschafter in Berlin. Es gehe wieder aufwärts. Schon in der laufenden Saison will das Land mehr Besucher anlocken als im Jahr vor der Katastrophe. Ein neues Logo soll den Optimismus unterstreichen: der Karpfen. Er sei das Symbol für Erfolg, erläuterte Mitomo Matano. Dieser Fisch sei in der Lage, Stromschnellen hinaufzuschwimmen, so wie die Japaner in der Lage seien, die tiefe Krise zu überwinden.

Die Ziele, die das Tourismusministerium als Teil einer landesweiten Wachstumsstrategie definiert hat, sind ehrgeizig. Zum Ende des Jahrzehnts sollen jährlich 25 Millionen Menschen aus aller Welt als Touristen nach Japan kommen. In fernerer Zukunft peilt die Regierung die 30-Millionen-Grenze an. Bei der Ausgestaltung bleiben die Regierungsvertreter japanisch zurückhaltend. So soll die Tourismus-Förderung ausgebaut und neue Gebiete erschlossen werden. Konkrete Zahlen blieben die Regierungsvertreter schuldig.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false