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Wirtschaft: Kraftwerksindustrie findet keine Fachkräfte

Ausbildungskapazitäten zu stark zurückgefahren / Alstom setzt auf effizientere Kohlekraftwerke

Berlin - Die deutschen Kraftwerksbauer können ihr Wachstumspotenzial nicht ausschöpfen, weil sie nicht die passenden Arbeitskräfte finden. „Seit zwei Jahren haben wir eine große Zahl offener Stellen und stoßen jetzt beim Wachstum an die Grenzen“, sagte Frank Stieler von Siemens Power Generation und Vorsitzender der Turbinenhersteller im Verband des deutschen Maschinenbaus. Dabei konnte Stieler bei der Jahrespressekonferenz am Montag in Berlin hervorragende Zahlen präsentieren: Der Umsatz stieg 2006 weltweit um 23 Prozent auf knapp 17 Milliarden Euro und im Inland um gut ein Fünftel auf mehr als zwei Milliarden Euro. Und trotz des Engpasses vor allem bei Ingenieuren stellten die Kraftwerkshersteller gut 1200 Mitarbeiter ein, so dass Ende letzten Jahres 19 387 hierzulande mit der Produktion von Turbinen beschäftigt waren. Und es geht weiter aufwärts. Der Auftragseingang ist so gut, dass „es mindestens in den nächsten zwei Jahren weiter deutliches Wachstum gibt“, wie Stieler sagte.

Das hängt auch damit zusammen, dass der „Inlandsmarkt endlich angezogen hat“. Doch Hauptabsatzmärkte waren im vergangenen Jahr China und Indien, „auch in den Golfstaaten wurden zahlreiche Großprojekte verbucht“. Die Branche profitiere „eindeutig von dem ungebremsten, weltweiten Hunger nach Energie“, sagte Stieler. In Deutschland intensiviere sich die Erneuerung des Kraftwerksbestands, was auch unter Umweltgesichtspunkten relevant sei. So hätten die herkömmlichen Kohlekraftwerke einen Wirkungsgrad von 30 bis 35 Prozent, und neue Anlagen um die 45 Prozent.

Da nicht zuletzt für das Ziel eines CO2-freien Kraftwerks erhebliche Investitionen erforderlich sind, erwartet Stieler zusätzliche Kosten für die Endverbraucher. Die Kraftwerkshersteller begrüßten die neue Energiestrategie der EU. Das Ziel der Kommission, alle neuen Kraftwerke CO2-frei zu bekommen, „unterstützen wir aus umweltpolitischen Gesichtspunkten“. Siemens, Alstom und MAN versprechen sich auch ein zusätzliches Geschäft von den „sauberen“ Kraftwerken, die aber Stieler zufolge 20 bis 30 Prozent teurer ausfallen dürften als ein klassisches Kohle- oder Gaskraftwerk. Derzeit baut Vattenfall ein Pilotkraftwerk in Ostdeutschland bei Schwarze Pumpe. Ab 2015 sollen alle in Betrieb gehenden Kraftwerke in der EU so ausgerüstet werden können, dass sie kein CO2 mehr in die Luft blasen. CO2 ist die wichtigste Ursache für den Klimawandel.

Alstom rückt allerdings vor allem die verbesserte Effizienz der Kraftwerke in den Vordergrund, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Dies sei die beste Antwort auf das Problem, sagte Philippe Joubert, Präsident der Energiesparte Alstom Power, am Montag bei einem weiteren Gespräch in Berlin. Daneben entwickele der Konzern ein eigenes Verfahren, um das klimaschädliche Gas herauszufiltern. „Es geht darum, existierende Kraftwerke sauber zu machen.“ Die Technik, die die Konkurrenten Siemens und GE entwickelten, werde erst in zehn bis 20 Jahren markttauglich sein. Existierende Kraftwerke können nicht damit nachgerüstet werden. Alstoms Technik sei aber voraussichtlich etwa 2012 und bei bestehenden Kraftwerken einsetzbar, sagte Joubert. Wie viel teurer Strom dadurch werde, sei noch nicht abzuschätzen. Außerdem müsse die Politik die Frage klären, wo das aufgefangene CO2 gelagert werden kann.

Auf Kohle als Energieträger könne man jedoch nicht verzichten, sagte Joubert. „Kohle ist zurück.“ Allen sei klar, dass der Energiebedarf in den nächsten Jahren weltweit steigen werde. „Wir können die Entwicklungsländer nicht darum bitten, weniger zu wachsen.“ Aber auch Deutschland sei ein zentraler Markt. Die unübersichtliche politische Diskussion über die künftige Energiepolitik habe bisher nicht zu Stornierungen von Aufträgen durch die Stromkonzerne geführt.

Erneuerbare Energien würden nur einen begrenzten Beitrag liefern können. Trotzdem wolle sich Alstom in den Bereichen Wind und Solar noch in diesem Jahr verstärken, kündigte Joubert an. Zukäufe seien möglich. Bisher ist Alstom bei der Windkraft gar nicht vertreten. alf/hop

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