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Auch die Mitarbeiter im Siemens-Gasturbinenwerk Berlin werden Urlaub nehmen oder Gleitzeitkonten abbauen müssen. Das Ziel: Kosten sparen.

© IMAGO/IPON

Kraftwerkssparte unter Kostendruck: Siemens legt Zwangspause ein

Um Kosten zu sparen, legt Siemens alle Standorte seiner angeschlagenen Kraftwerkssparte für eine Woche lang still.

Der Elektrokonzern Siemens will mit einwöchigen Betriebsschließungen die Kosten in seiner schwächelnden Kraftwerkssparte drücken. Ein Unternehmenssprecher bestätigte am Montag entsprechende Medienberichte. Das Unternehmen hatte in der Kraftwerkssparte und der Antriebstechnik die Streichung von weltweit rund 6900 Arbeitsplätzen angekündigt, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Auch Werksschließungen sind für das Kraftwerksgeschäft im Gespräch, was auf heftigen Widerstand von Arbeitnehmervertretern gestoßen war. In Berlin stehen fast 900 Arbeitsplätze zur Disposition.

„Vor dem Hintergrund des anhaltenden beispiellosen Markteinbruchs im Bereich der Stromerzeugung hat die Division Power and Gas (PG) zeitlich befristete Betriebsschließungen angekündigt“, erklärte der Siemens-Sprecher. Mit den Arbeitnehmervertretern sei man in Gesprächen, wie solche Schließungen nach Pfingsten weltweit noch im laufenden Quartal an möglichst allen Standorten der Sparte umgesetzt werden könnten. Die Beschäftigten müssten dafür nicht zwingend Urlaub nehmen, sondern könnten auch Gleitzeitkonten abbauen, hieß es. Die geplanten Schließungen seien Teil eines umfassenden Sparpakets, bei dem es auch um Reisekosten, Sponsoring, Messebeteiligungen und Investitionen gehe. „Ziel der Maßnahmen ist es, die Kostenposition von PG zu verbessern“, hieß es. Zahlen wurden nicht genannt.

Weniger Aufträge, sinkender Umsatz

Bereits vor einigen Wochen hatten Sondierungsgespräche mit Arbeitnehmervertretern über die angekündigten Einschnitte in der Sparte begonnen. Zur Begründung verweist Siemens auf den schrumpfenden Markt für konventionelle Kraftwerkstechnik, der einen Preisverfall und Überkapazitäten mit sich bringe. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. September) gaben Auftragseingang und Umsätze der Sparte erheblich nach. Zuletzt beschäftigte Siemens in der Kraftwerkssparte ohne Servicegeschäft weltweit 30000 Menschen, davon rund 12000 in Deutschland. Die wichtigsten deutschen Standorte sind Mülheim, Berlin, Erlangen, Duisburg, Görlitz, Offenbach, Erfurt und Leipzig.

Nachdem Siemens den geplanten Stellenabbau im vergangenen Jahr angekündigt hatte, war es zu bundesweiten Protesten gekommen. Inzwischen ist Konzernchef Joe Kaeser von dem Vorhaben, den ostdeutschen Standort Görlitz zu schließen, abgerückt. Der Konzern hatte versicherte, dass das traditionsreiche Berliner Dynamowerk trotz des vorgesehenen massiven Stellenabbaus nicht geschlossen werden soll. Die IG Metall befürchtet dies gleichwohl. 570 der 850 Jobs im Dynamowerk sollen nach früheren Angaben wegfallen – damit würde die Produktion komplett eingestellt. Im Gasturbinenwerk mit 3700 Mitarbeitern fallen 300 Stellen weg. Siemens hat in Berlin, dem größten Produktionsstandort des Konzerns, insgesamt rund 11500 Mitarbeiter. dpa

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