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Krankenkassen: Auf die Größe kommt es an

Am heutigen Montagabend ist Elefantenhochzeit. Per Unterschrift machen die Verwaltungsratschefs von Barmer und Gmünder Ersatzkasse die bislang größte Krankenkassenfusion perfekt.

Mit 8,6 Millionen Versicherten und einem Marktanteil von 12 bis 13 Prozent ist die neue Barmer GEK ab 2010 Branchenführer – vor der Techniker Krankenkasse, die auf 7,3 Millionen Versicherte kommt. Ziel der Fusion sei „größere Gestaltungsmacht“, sagt der Barmer-Verwaltungsratsvorsitzende Holger Langkutsch. „Wir müssen dann nicht mehr von den Brosamen leben, die die Großen vom Tisch fallen lassen.“ Die Großen, das sind die Allgemeinen Ortskrankenkassen mit ihren 24 Millionen Versicherten, die in manchen Regionen auf 70 Prozent Marktanteil kommen. Mit mehr Gewicht lasse sich mehr erreichen, findet Langkutsch. Bei den Arzneipreisen sei „noch jede Menge Luft drin“, auch bei den Kliniken. Größe sei nicht alles, aber sie mache einen zum interessanteren Partner, sagt Barmer-Vorstandschef Johannes Vöcking.

Die Kleinen haben kaum Zukunft. 1991 gab es 1200 Kassen, heute sind es 186. Dass die Konzentration für die Versicherten immer zum Besten ist, bezweifeln zwar manche Verbände. Schließlich förderten Fusionen auch Zusammenschlüsse der anderen Seite und nähmen den Patienten Wahlmöglichkeiten. Indes können starke Kassen besser auf Qualität dringen, etwa durch „Erfolgshonorare für Ärzte, wenn eine Behandlung schnell und erfolgreich verlaufen ist“, sagt Vöcking.

Formal ändert sich für Versicherte wenig. Ihre Vertragsbedingungen bleiben, ein Sonderkündigungsrecht gibt es nicht. Neue Chipkarten bekommen nur die GEK-Kunden. Die profitieren auch dadurch, dass die ihnen drohenden Zusatzbeiträge abgewendet wurden. „Auf keinen Fall“ werde die neue Kasse damit starten, verspricht Langkutsch. Laut Vöcking verfügt die Barmer über „fast 700 Millionen Euro an Betriebsmitteln, die wir gezielt zur Entlastung einsetzen können“.

Trotz ihres finanziellen Engpasses waren die Schwaben für die Barmer interessant: wegen der vielen jungen, gut verdienenden Mitglieder und der straffen Verwaltung. Hier müsse sich die alte Barmer den Partner zum Vorbild nehmen, fordert Langkutsch. Den Anfang machen die Verwaltungsräte. Sie fahren die Zahl ihrer Mandatsträger von 52 auf 30 herunter. Für die 19 000 Beschäftigten soll es einen Jobabbau per Fluktuation geben.

Der Service werde durch das dichtere Filialnetz besser, sagen die Kassen, auch der politische Einfluss. Das Fehlen von Arbeitgebern in beiden Verwaltungsräten erleichtere die Positionierung. Einen Vorgeschmack gab Vöcking. Anders als die leise AOK verurteilte er die Pläne zum Einfrieren der Arbeitgeberbeiträge als „unerträglichen Lohnnebenkosten-Fetischismus“, der Privatisierung befördere und den sozialen Frieden aushöhle. 

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